piwik no script img

Stadtplanung am HauptbahnhofGrüner Antrieb statt Oase

Eine Grünfläche am ZOB sollte nach dem Wunsch der Anwohner zum Central Park werden – jetzt wird sie wohl eher zu einer Steckdose für Elektrobusse.

In Zukunft entweder ein Park oder eine Ladestation für Elektro-Busse: Pendlerparkplatz am ZOB. Bild: Jonas Walzberg

In St. Georg wird seit Jahren die Idee eines „Central Parks“ diskutiert. Die Hochbahn hat nun für dieselbe Fläche das Konzept einer Auflade-Station für Elektrobusse vorgelegt. Während die Pläne der Hochbahn schon in diesem Jahr umgesetzt werden könnten, fehlt es für das Park-Konzept an Geld – nicht jedoch an Visionen einer Großstadtoase direkt am Hauptbahnhof.

Eine Grünfläche, die die Lebensqualität der Bewohner St. Georgs erhöht und gleichzeitig Touristen am südlichen Ausgang des Hauptbahnhofes empfängt – das könnte der Central Park Hamburg sein. Freizeitflächen, eine Ausstellungshalle mit Café und sogar einen Skulpturenpark kann sich der Bürgerverein St. Georg zwischen dem Museum für Kunst- und Gewerbe und dem Lindenplatz vorstellen.

Der Verkehr rund um dieses Idyll müsste beruhigt werden, sogar über eine Stilllegung der Adenauerallee wird gesprochen. Mit einem solchen Park würde der Ort auch an seine Geschichte anknüpfen: Im 18. Und 19. Jahrhundert war die Allee am Geesthang eine beliebte Ausflugsfläche.

Heute ist sie ein Unort. Getrieben vom Großstadtverkehr, vorbei an den Ausläufern des ambivalenten Hauptbahnhofsviertels St. Georg und dem Rotlichtmilieu am Steindamm, gelangt man zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Zwischen dem Verkehr der Adenauerallee und der Kurt-Schumacher-Allee bahnen sich Busse des Nah- und Fernverkehrs einen Weg in die Innenstadt. Erst dahinter liegt die Fläche, die für den Park vorgesehen ist – bisher ist sie ein Parkplatz für Pendler.

Schon seit Jahren soll der südliche Ausgang des Hauptbahnhofes ansprechender gestaltet werden. Hierher kommen auch viele Touristen. Entsprechend sauber und ordentlich sollte sich wohl so eine Anlage präsentieren. Menschen, die sich typischerweise in Hauptbahnhofsvierteln aufhalten – Obdachlose und Punks oder Menschen, die in der Öffentlichkeit Alkohol trinken stören jedoch das von Teilen der Politik und Bevölkerung gewünschte Stadtbild.

Die Grundtendenz, den öffentlichen Raum von solchen „Störfaktoren“ zu befreien, würde wohl auch in einem Idyll zwischen Bahn- und Busbahnhof greifen. Aus der Idee einer Grünanlage für alle würde so schnell ein von Sicherheitspersonal bewachter und Zäunen umgebener Park.

Die Alternative ist eine Erweiterung des ZOB, die Raum für innovative Mobilitätskonzepte böte. Die Hochbahn plant hier drei Einzelladestationen für Elektro- und Hybrid-Busse und eine Ladebrücke, unter der weitere zehn Busse halten könnten. Zusätzlich soll der Platz als Ausweichparkplatz für Busse und Autos der Hochbahn genutzt werden.

Mit den Elektrobussen soll der CO-Ausstoß der Hansestadt deutlich verringert werden. Die Ladestationen wären Teil einer Innovationslinie für den Testbetrieb von Plug-In-Hybrid- und Elektrobussen auf der Linie 109. Nach den Vorstellungen der Hochbahn soll mit dem Bau des E-Bus-Terminals bereits im Juli begonnen werden. Eine Fertigstellung hält das Verkehrsunternehmen schon Ende 2014 für möglich.

Der Stadtteilbeirat St. Georg lehnt die Planungen der Hochbahn an dieser Stelle ab und hält an der Idee eines Central Parks fest. „Der hässliche Parkplatz, den wir grün haben wollten, wird nun zu einem Busparkplatz, das wollen wir nicht“, sagt Günther Böttcher, Mitglied im Beirat und Abgeordneter der CDU-Fraktion in Mitte.

Am Montagabend wird sich der Verkehrsausschuss den Fragen der BürgerInnen St. Georgs zu den Planungen stellen. Die Mehrheitsfraktion der SPD will in die Bezirksversammlung am Donnerstag einen Antrag einbringen, in dem sie das Vorhaben der Hochbahn begrüßt und das Verkehrsunternehmen dazu auffordert, die Fläche angemessen zu begrünen und die Innovationen im öffentlichen Nahverkehr für die AnwohnerInnen erlebbar zu machen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • G
    Gast

    Soso liebe TAZ! Normalerweise bezeichnet Ihr städtebauliche Aufwertung, mittels Grünanlangen und Verkehrsberuhigung, als "Gentrifizierung von Oben".

     

    Aber bestimmt werdet Ihr nächste Woche den entsprechenden Artikel nachliefern.