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StadtmagazineVeranstalter sollen Eintritt zahlen

Die beiden Stadtmagazine "Zitty" und "Tip" wollen für Terminhinweise künftig Geld nehmen - allerdings ohne Garantie, dass diese auch abgedruckt werden. Für viele Kulturveranstalter ist das ein Affront: Sie sprechen offen von Boykott

Die beiden Stadtmagazine Tip und Zitty wollen Geld sparen - auf Kosten der eigenen Redaktionen und der Berliner Veranstalter. Letztere sollen fortan ihre Termine an eine Agentur liefern, und selbst dafür zahlen. Zeitgleich wird beim Personal in der Programmredaktion gekürzt. Die Pläne stoßen auf heftige Kritik.

Ausgelöst wurde sie durch einen gemeinsamen Brief beider Verlage, in dem sie ein neues Geschäftsmodell vorstellen. Die Geschäftsführer von Tip, Robert Rischke, und Zitty, Niels Mester, schrieben an die Kulturveranstalter, man wolle weiter "kostenlos" Veranstaltungshinweise veröffentlichen. Die Digitalisierung und Aufbereitung der Daten werde aber "leider nicht mehr völlig kostenlos möglich sein". Von 1. Januar an werde diese Dienstleistung von der Cine Marketing GmbH erbracht.

Vorgesehen ist also, dass die Erfassung der Daten - Ort, Datum, Zeit, Titel und Art einer Veranstaltung - für die konkurrierenden Magazine künftig zentral erfolgt, wofür, je nach Anzahl der Veranstaltungstermine pro Jahr, 30 bis 390 Euro berechnet werden sollen. Eine Garantie, dass die Daten tatsächlich in den Heften auftauchen, gibt es jedoch nicht; die Auswahl werde nach wie vor von den Redaktionen verantwortet, sagte Zitty-Geschäftsführer Niels Mester der taz. Tip-Geschäftsführer Rischke war nicht zu erreichen.

Cine Marketing ist eine gemeinsame Tochter von Tip- und Zitty-Verlag, die je 50 Prozent daran halten. Da Tip zum Berliner Verlag und Zitty zum Holtzbrinck-Verlag gehört, sind weitere Synergien vorgesehen: So sollen auch die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier, der Tagesspiegel [030] und die Webseiten berlin.de, berlinonline.de, berlinticket.de, meinberlin.de, tagesspiegel.de, tip-berlin.de, zitty.de und berlin030.de aus der zentralen Datenbank mit Veranstaltungsdaten bestückt werden.

Veranstalter kritisieren eine "Quasimonopolisierung". Man könne es sich "mit Sicherheit nicht erlauben, nicht in Zitty und Tip zu stehen", sagte ein Mitarbeiter einer Konzertagentur, der anonym bleiben wollte. "Da werden einige Veranstalter das Gespräch suchen", meinte er. Offen ist, ob einige auf Veröffentlichungen in Zitty und Tip verzichten werden. Dies kündigte eine Theatersprecherin an.

Ein Kleinverleger, der Lesungen ausrichtet, sagte: "Das Problem ist nicht, dass man 30 Euro zahlen soll." Es sei aber "politisch unerträglich, dass zwei Magazine zusammengehen und dass man nicht weiter vorkommt, wenn man als Veranstalter nicht mitspielt." Die Magazine "existieren ja, weil es Kulturveranstaltungen in der Stadt gibt".

Auch in einem taz-Blog wurde das Modell heftig kritisiert. Das Medienblog turi-2.de griff die Diskussion auf und schrieb am Mittwoch: "Wer nicht zahlt, findet in Berlins Medien also kaum noch statt." Ein ehemaliger Zitty-Angestellter sagte der taz, es sei "nicht fair, den Leuten vorzumachen, dass Zitty und Tip noch eigenständige Magazine sind".

Zitty-Geschäftsführer Niels Mester wiegelt im Gespräch mit der taz ab. Für die Veranstalter bestehe weiterhin die Möglichkeit, ihre Termine wie bisher per Fax oder E-Mail an die einzelnen Redaktionen zu schicken. Eingerichtet werden solle jedoch eine Onlinemaske auf den Webseiten der Magazine, die Veranstalter selbst ausfüllen könnten; dies sei kostenlos. Geld solle es nur kosten, wenn die Veranstalter die Dienstleistung der Cine Marketing in Anspruch nähmen, die Informationen zentral zu erfassen und zu allen oben genannten Publikationen zu leiten.

Damit widerspricht Mester allerdings dem eigenen Brief an die Veranstalter. Dort heißt es: "Wir haben mit der Cine Marketing GmbH so niedrige Beträge ausgehandelt, dass niemand benachteiligt wird und die Veröffentlichung auch für kleine Orte und Veranstalter weiter möglich sein wird." Dies klingt, als ob es keine Alternative zu dem neuen Verfahren gebe.

Auch in den Verlagen werden die Pläne kritisch gesehen. Thomas Skorloff, Betriebsrat des Tip-Verlags, sagte, man habe sich entschlossen, "in beiden Häusern die Programmredaktionen zusammenzulegen". Vier Stellen seien beim Tip deshalb abgebaut worden. Schon die TV-Tipp-Redaktion sei verkleinert worden. Dass der Berliner Verlag, zu dem Tip gehört, einen neuen Eigentümer, David Montgomery habe, spüre man durchaus, so Skorloff.

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