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StadtentwicklungNo BNQ will kaufen

Die Anti-Gentrifizierungsinitiative plant ein Stadtteilprojekt im Bernhard-Nocht-Quartier. Die Investoren Köhler und von Bargen sind angeblich verhandlungsbereit.

Bald dem Spekulationskreislauf entzogen? Häuserfront der Bernhard-Nocht-Straße mit Blick aufs Empire-Riverside-Hotel. Bild: Ulrike Schmidt

Die Stadtteilinitiative No BNQ in St. Pauli will das Bernhard-Nocht-Quartier kaufen. Sie will damit verhindern, dass die Mieten steigen und sich die Bewohnerstruktur ändert. Der Eigentümer der Häuser, die Firma Köhler und von Bargen, hätten "ihre grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft signalisiert", teilte die Initiative am Sonntag mit. Köhler und von Bargen waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. No BNQ will bei dem Kauf mit dem Mietshäuser-Syndikat zusammenarbeiten, das bundesweit 50 selbst organisierte Hausprojekte unterstützt.

Beim Bernhard-Nocht-Quartier handelt es sich um einen Teil des Straßenzuges hinter den Hafenstraßen-Häusern. Hier war das Erotic-Art-Museum untergebracht. Es umfasst an die 100 Wohnungen aber auch Szene-Kneipen wie die Washington-Bar. Köhler und von Bargen wollen einen Teil der Häuser sanieren, andere abreißen und in einer Baulücke sowie den Höfen Eigentumswohnungen errichten.

No BNQ gehört zu der "Recht auf Stadt"-Bewegung, einem losen Zusammenschluss von Initiativen, die sich gegen eine verstärkte Inwertsetzung der Stadt und deren negativen Folgen für die Bewohnerschaft wehren. Prominentestes Beispiel dafür ist der Kampf um das Gängeviertel.

Nach den Protesten gegen ihr Bauvorhaben boten Köhler und von Bargen einen Kompromiss an: Den Mietern des abzureißenden Wohnhauses sollten Umsetzwohnungen angeboten werden; die übrigen sollten zehn Jahre lang zu einem konstanten, leicht erhöhten Mietpreis bleiben können. In einem Teil der Erdgeschosse sollte die Initiative zusammen mit den Investoren eine öffentliche Nutzung planen dürfen: Tante-Emma-Läden, Ateliers, Ausstellungsräume.

No BNQ wollte hierbei nicht mitspielen: "Zum einen soll unsere Beteiligung Ruhe und Akzeptanz ins Viertel bringen", schreibt sie. Zum anderen ließen sich die geplanten Eigentumswohnungen noch besser vermarkten, wenn Leute aus dem Umfeld der Initiative das Quartier mit Künstler- und Szene-Folklore garnierten. Stattdessen wolle die Initiative zusammen mit den MieterInnen und der Nachbarschaft "exemplarisch eine ganz andere Planungskultur entwickeln". Erfahrungen dazu gibt es: In der Nachbarschaft ist auf ähnliche Weise das Projekt "Park Fiction" entstanden.

No BNQ habe einen Bauträger eingeschaltet, der ermitteln soll, was die Häuser kosten dürfen und was damit zu welchem Preis gemacht werden könnte. Klar ist: Die Altmieter sollen bleiben dürfen. Neue MieterInnen würden Hausgemeinschaften, Vereinen oder Genossenschaften beitreten, die die Häuser verwalten. Das Syndikat würde als Dachgesellschaft für eine oder mehrere solcher Organisationen dienen und sich zu knapp der Hälfte an deren Grundkapital beteiligen. "Das Syndikat soll verhindern, dass die Häuser irgendwann wieder Privateigentum werden und wieder in den Spekulationskreislauf geraten", sagt Margit Czenki von der Initiative.

Das Syndikat könnte No BNQ mit seiner Erfahrung aus anderen Projekten helfen. In Hamburg unterstützt es das Projekt Inter Pares in der Unzerstraße, Omaba in Ottensen und die Gruppe Arnoldstraße 16. Am 27. März hält das Mietshäuser-Syndikat seine Mitgliederversammlung in Hamburg ab, natürlich im Gängeviertel.

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1 Kommentar

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  • PP
    Pauli Pirat

    Vorausgesetzt Köhler von Bargen verhandelt ernsthaft und es handelt sich nicht um eine Finte um Zeit und Ruhe zu gewinnen, könnte hier das spannendste Projekt derzeitiger Stadtentwicklung in Hamburg entstehen.

     

    Schon die Vorplanung der Initiative zeigt, wie bisher leere Begriffe wie Transparenz und Partizipation, die Stadtentwicklungspolitiker immer gern vor sich her tragen mit Leben erfüllt werden können.

     

    Gentrifikation, der Austausch ganzer Bevölkerungsschichten durch planlose Aufwertung, ist kein Naturereignis dem wir hilflos ausgeliefert sind. Politik hat hier Möglichkeiten und die Pflicht steuernd und schützend einzugreifen. Dies geschieht bislang, wenn überhaupt nur halbherzig und zu langsam. Sollte irgendwann eine Soziale Erhaltungsverordnung für St.Pauli beschlossen werden, wird es für zu viele schon zu spät sein.

     

    Die Hamburger Politik täte gut daran die Initiative endlich ernst zu nehmen und zu unterstützen, anstatt hinter verschlossenen Türen Scheinzugeständnisse zu initiieren, wie die Mietpreisbindungen, die sich in Wahrheit aus öffentlichen Krediten sowieso ergeben, um das eigentlich schädliche aber gewinnträchtige Investorenprojekt, die Schaffung weiterer Eigentumswohnungen zu schützen.

     

    Hier bietet sich die Chance ein Modell zu verwirklichen, das zeigt, wie Gentrifikation aufgefangen und Aufwertung ohne die Zerstörung der sozialen Strukturen eines Stadtteils aussehen kann.

     

    Andreas Gerhold

    Koordinator LAG Stadtentwicklung

    Piratenpartei, LV Hamburg