Stabile Finanzmärkte: Wirtschaftsweise sind optimistisch

Der Sachverständigenrat sieht die Finanzmärkte trotz Turbulenzen nicht in Gefahr. Die Wirtschaft soll wachsen, während die Bankenkrise weiter köchelt.

Die Wirtschaftsweisen Ulrike Malmendier (l-r), Martin Werding, Monika Schnitzer (Vorsitzende), Achim Truger und Veronika Grimm Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

BERLIN rtr/dpa/taz | Die „Wirtschaftsweisen“ halten die Stabilität der Finanzmärkte vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht für gefährdet. Die Lage sei eine ganz andere als bei der Finanzkrise 2008, sagte Ulrike Malmendier vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung am Mittwoch in Berlin. Der Interbanken-Markt funk­tio­niere gut, die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten sei gesichert.

Zwar sei die Unsicherheit an den Finanzmärkten durch die Schließung der Silicon Valley Bank (SVB) und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS zuletzt gestiegen. Anders als 2008 basierten die Schwierigkeiten einzelner Banken aber nicht auf weitgehend wertlosen Finanzprodukten. Die Wirtschaftsweisen erwarten, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,2 Prozent wächst. Noch im November hatten sie wegen der Sorge um eine ausreichende Gasversorgung einen Rückgang von 0,2 Prozent vorausgesagt.

Künftig sollte die Bankenaufsicht schneller auf neue Problemsituationen reagieren, sagte die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer. Die aktuelle Art der Regulierung habe das Problem bei der SVB nicht aufgedeckt. Banken müssten mit häufigen und zeitnahen Stresstests überwacht werden, weniger Regulierung sei nicht der richtige Weg.

Zudem müsse überprüft werden, ob Staatsanleihen in Bankbilanzen wirklich kein Risiko darstellten und nicht doch mit Eigenkapital hinterlegt werden sollten. Der Kollaps der kalifornischen Bank SVB hatte seine Ursache darin, dass das Institut stark in Staatsanleihen investiert hatte, die aber durch die Zinswende an Wert verloren.

In Schweden haben die Pleiten der US-Regionalbanken am Dienstag für hohe Verluste gesorgt. Der größte schwedische Pensionsfonds Alecta stieß alle seine Anteile an der angeschlagenen US-Regionalbank First Republic ab – und erlitt dabei ein Minus von 728 Millionen Dollar. Alecta wurde durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank in Mitleidenschaft gezogen, da der Pensionsfonds an drei Nischenbanken beteiligt war, die alle mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben. Die First Republic Bank verlor in diesem Monat rund 90 Prozent ihres Wertes.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.