Staatsknete für Snow Dome?: Rot-Grün jetzt für Indoor-Ski
Niedersachsens neue Regierung klinkt sich nach Bekanntwerden der Schließungspläne für Skihalle in der Heide ein.
HANNOVER taz | Nach dem angekündigten Aus der Skihalle Snow Dome in Bispingen in der Heide schaltet sich Niedersachsens neuer Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ein. Kurzfristig sind Betreiber, Eigentümer, Betriebsrat und Bispingens Bürgermeisterin Sabine Schlüter (parteilos) für den heutigen Donnerstag ins Ministerium geladen, teilte sein Sprecher Stefan Wittke mit.
Völlig überrascht hat die Ankündigung, dass die Skihalle schon Ende März schließen soll, nicht nur die Belegschaft. Dienstagmorgen hatte die Geschäftsführung die 137 festen MitarbeiterInnen und gut 100 Saisonkräfte darüber informiert. Offizielle Begründung: „Notwendige Sanierungen in größerem Ausmaß“ wie die Erneuerung der Skilifte (taz berichtete). Noch am selben Tag wurde ein Sozialplan mit Interessenausgleich vorgelegt und mit dem Betriebsrat in nur wenigen Stunden ausgehandelt, wie Snow-Dome-Sprecherin Leonie Stolz erklärt, die selbst von der Schließung und ihrer Kündigung überrascht wurde.
Verwundert ist man auch im Wirtschaftsministerium. Auch dort habe man ohne „Warnsignale vorab“ vom bevorstehenden Aus der Skihalle erfahren, sagt Sprecher Wittke. Und spricht von einem „Vorgang mit Auffälligkeiten“. 35 Millionen Euro hat das 2006 eröffnete künstliche Winterspektakel mit Indoor-Skipiste, Hotel und Bewirtung in „Ötztaler Stuben“ gekostet. Fast fünf Millionen Euro öffentliche Gelder flossen. 3,4 Millionen davon als direkte Förderung von Bund und Land. Die Bindefrist für dieser Gelder ist vergangenen Mai erst abgelaufen. Sprich: Seitdem müssen sie im Fall einer Schließung nicht erstattet werden.
Noch Anfang Februar ist die Snow-Dome-Geschäftsführung Wittke zufolge bei der N-Bank, Niedersachsens Förderbank, vorstellig geworden – um Sondierungsgesprächen über einen weiteren Ausbau in Bispingen zu führen. Seit 2011 schreibt man dort nach eigenen Angaben schwarze Zahlen, 2012/2013 kamen 500.000 Besucher. Auf der Homepage ist der Event-Kalender bis Jahresende gefüllt.
„Der ganze Vorgang lässt viele Fragen offen“, sagt Ministeriumssprecher Wittke. Aufklärung erhoffe man sich nun vom Gespräch mit den Beteiligten am Donnerstag. Danach werde sich auch abzeichnen, welche Möglichkeiten die neue rot-grüne Landesregierung zur Snow-Dome-Rettung sieht. Eine „Investitionsruine“ in der Heide aber, betont er, wolle man tunlichst vermeiden. Schließlich sei der Snow Dome gleich neben dem Urlaubsressort „Center Park“, dem Vergnügungspark „Heide Park“ und einer Kartbahn ein „touristisches Leuchtturmprojekt“.
Einwände hat auch der neue Grünen-Umweltminister Stefan Wenzel nicht. Seine Fraktion hatte Snow Dome zu Oppositionszeiten noch „Großdisko mit angeschlossener Skihalle“ geschimpft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung