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"Squat Tempelhof" versteigert ZaunFlughafen-Zaun bei ebay

Die Initiative "Squat Tempelhof", die am 20. Juni den ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin besetzen will, versteigert 8 Kilometer Zaun vom Flughafengelände bei Ebay - an Selbstabholer.

Die Ware muss abgeholt werden. Bild: screenshot:ebay.de

BERLIN taz | Seit Freitag ist das Angebot bei ebay eingestellt. "Der Zaun bietet mit seiner Höhe von 2,10 m und der doppelt verzinkten Natodraht-Zaunkrone Sicherheit für Ihre leerstehende Freifläche", heißt es in der Artikelbeschreibung. Der Verkäufer nennt sich "freiraum_Immobilien".

Hinter der Versteigerungsaktion steckt die Initiative Squat Tempelhof, die zur öffentlichen Massenbesetzung des Exflughafenareals am 20.Juni aufruft.

Überzeugt werden sollen potentielle KäuferInnen des Objekts nicht nur durch die Barrierefunktion des Zauns. In der Anzeige heißt es zudem, es könne davon ausgegangen werden, dass der Zaun bald historischen Wert besitze, da „aufgrund der öffentlichen Massenbesetzung des Exflughafens Tempelhof am 20.6. schon heute sicher ist, dass der

Zaun alsbald Geschichte sein wird.“

Zur Motivation, das kuriose Angebot bei Ebay einzustellen, sagt Sara Claasen, Aktivistin bei Squat Tempelhof „Am 20.6. werden sich tausende Menschen das Tempelhofer Feld aneignen. Da stört der Sicherheitszaun nur. Wenn der Zaun bereits im Vorfeld abgeholt wird, haben wir am Tag der Massenbesetzung einfach weniger Arbeit.“

Mit der Massenbesetzung will die Initiative nach eingenen Angaben ein Zeichen gegen Gentrifizierung setzen, gegen "die Verdrängung einkommensschwacher AnwohnerInnen aus dem Berliner Innenstadtbereich". Die AktivistInnen von Squat Tempelhof befürchten, dass durch die Nachnutzungspläne für das Flughafenareal die Mieten in den umliegenden Bezirken steigen.

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2 Kommentare

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  • F
    flupsi

    tom: "Allerdings denke ich, dass man aus dem Erbe des ersten modernen Flughafens mehr machen muss als einen Bauwagenplatz und unkommerzielle Landwirtschaft."- sicher steckt man sich die wörter "sozialer wohnungsbau" auf den katasteraämtern unserer holden stadt nicht erst seit gestern zu, mittlerweile sind sie ein echter sparwitz-evergreen. und zum weltstadtflair^^; mittlerweile kommen auf einen urmensch.. öhm urberliner gefühlte 10 möchtegerngroßstädter und das auch nur dann, wenn man mal die attribute großspurig-kotzig außen vor lässt. Und wenn sie ihre zweite hirnzelle anknipsen, sollte ihnen auch einleuchten, daß man mieten nicht ausschließlich durch hinzugabe von schwerindustrie, ölpfützen und flughäfen senken kann. 8P

  • T
    Tom

    Allein durch das Wegfallen des Fluglärms werden wahrscheinlich die Mieten rund um das Areal steigen. Ein Mittel gegen die Gentrifzierung der benachbarten Kieze wäre es hier Schwerindustrie, einen internationelen Flughafen oder ähnliches zu etablieren.

    Ich halte die Formulierungen der Squat Tempelhof für etwas kurzsichtig, wobei ich die grobe Richtung der Aktivisten schon für richtig halte. Ich finde es auch bedauerlich, dass der öffentliche Raum immer mehr in private Hand fällt (Malls, etc), aber grundsätzlich die kommerzielle Nutzung verbieten zu wollen halte ich für äußerst falsch. Denn grade die kommerzielle Nutzung bringt Leben den die öffentlichen Raum. Was wäre ein öffentlicher Platz ohne Straßencafes oder Ladengeschäfte? Die Mischung machts. Was das etablieren von entmischtem günstigen Wohnraum bringt zeigen uns doch viele Projekte aus den 1970er Jahren.

    Natürlich hat eine Stadt wie Berlin das Interesse solch eine phantastisch gut gelegende Brachfläche in ein hochpreisiges Highlight zu wandeln. Gerade Berlin – wo doch der Weltstadtflair nicht so recht aufkommen mag …

    Eine stupide Massenbesetzung halte ich aber für sehr kontraproduktiv. Die Gefahr, dass das ganze im Investoren-Kommerz absäuft (die ja ohne Zweifel besteht), muss auf irgendeine andere Weise gebannt werden. Ich weiß allerdings nicht, wie es bei diesem Projekt mit Planungswerkstätten, Bürgerbeteiligungen etc. aussieht.

     

    Ich bin der Meinung, dass man hier mit größter Sensibilität vorgehen sollte und etwas für die Berliner schaffen sollte. Allerdings denke ich, dass man aus dem Erbe des ersten modernen Flughafens mehr machen muss als einen Bauwagenplatz und unkommerzielle Landwirtschaft.

    Die Ergebnisse des Ideenwettbewerbs zeigen ja im Grund auch noch viel Freiraum.