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Sprüth MagersThomas Ruff und das Rumoren der Archive

Im Reich der fotografischen Bilder regiert ein rigides Klassensystem, welches ohne Gnade nach dem Wert der Motive unterscheidet. Dieser Umstand kommt einem wieder in den Sinn, wenn man die aktuelle Ausstellung „New Works“ von Thomas Ruff bei Sprüth Magers betrachtet. Denn als Ausgangsmaterial hat sich der 1958 geborene ehemalige Becher-Schüler eine zweifach entwertete Bildsorte gewählt: historische Pressebilder und PR-Shots von Hollywood-Filmdiven aus aufgelösten Zeitungs- und Zeitschriftenarchiven.

Sie waren schon in der Zeit ihrer Zirkulation reine Nutzbilder ohne besondere Autorenschaft; ein Zeitungsfutter, das je nach Gebrauch retuschiert, beschnitten und beklebt sowie auf der Rückseite bestempelt oder mit allerlei Anmerkungen der Bildredaktion bekritzelt wurde. Bei den verschiedenen Umstellungen im Verlagswesen (etwa von Schwarzweiß auf Farbe und von Analog auf Digital) wurden sie immer weiter entwertet – bis sie gar nicht mehr gebraucht und gnadenlos aussortiert wurden.

Ruff schiebt nun mit Hilfe des Computers Vorder- und Rückseite wie Folien übereinander, vergrößert das Material auf XXL-Format und kehrt so etwa die malerische Seite der ehemals verbrauchten Bilder hervor. Nun sprengen sie förmlich den Rahmen und haben plötzlich auch nichts mehr von der warmen Patina, die solchen Materialien für gewöhnlich anhaftet. Die Schau gerät zu einem glamourösen und doch unterkühlten Comeback. Willkommen in der Gegenwart. KIN

Bis 26. 8., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Oranienburger Straße 18

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