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■ Springer-KampfEs geht um den „Bild“-Chef

„Schröder: Scheidung immer häßlicher“ titelte gestern in gewohnt großen Lettern Bild. Doch das größere Scheidungsdrama fand in der Mikroschrift des Impressums statt. Obwohl da nur ein Loch klaffte, dort, wo sonst der Name des Co-Chefredakteurs Kai Diekmann stand. Am Mittwoch hatte Springer-Chef Jürgen Richter ultimativ die Tilgung verlangt. Schon Dienstag hatte er Diekmann einen Brief geschickt. Dem Vernehmen nach die Kündigung. Doch bei dem Kampf in Deutschlands zweitgrößtem Verlagskonzern geht es schon lang nicht mehr um den jungen Kanzlerintimus Kai Diekmann, den Richter zum Springer-Auslandsdienst abschieben wollte. Es geht um Bild-Chefredakteur Claus Larass. Die Leute von Springer-Großaktionär Leo Kirch haben ihn in den letzten Wochen systematisch als Gallionsfigur vereinnahmt, wenngleich er ein Intrigen abgeneigter Zeitgenosse ist.

Drei Wochen der Führungslosigkeit sah Richter zu, wie Diekmann die Versetzung ignorierte. Und seit spätestens einer Woche konnte Richter seine uneingeschränkte Autorität, die ihm das wichtigste ist, stündlich schwinden sehen. Das wurde offensichtlich, als Diekmann mit Larass' Wissen via Süddeutsche Zeitung ein Kompromißangebot lancierte. Denn einen Kompromiß kann es nicht geben. Richter sichert seine Macht, selbst um den Preis, den erfolgreichsten Chefredakteur zu verlieren. Geht Larass, heißt es, hält der Verlagschef die Vize Paul C. Martin und Udo Röbel für eine Lösung. Es sieht so aus: Gestern mittag gab Larass vor Bild-Redakteuren eine „persönliche Erklärung“ ab. Das Vorgehen Richters sei ein „Angriff auf die Pressefreiheit“.

Nach der für Richter ungünstig verlaufenen Aufsichtsratssitzung scheint er Springer-Erbin Friede wieder auf seiner Seite zu haben. Sie hatte ihn aufgefordert, die Cash Cow Bild nicht zu gefährden. Kirchs Leute verbreiten die Version des durch die Diekmann-Versetzung düpierten urlaubenden Bild-Chefs. Doch den hatte Richter schon im März informiert. Am Samstag führt die Spitze den Krach weiter. Ein Beobachter über Richter: „Das war ein Anfängerfehler. Im Allmachtsrausch.“lm

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