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Springer-Chef attackiert erneut ARD/ZDFDer Umfaller

Vier Wochen galt er als Freund von ARD und ZDF. Jetzt schießt Springer-Chef Mathias Döpfner wieder mit der Verlegerlobby.

Eingemeindet: Mathias Döpfner. Bild: reuters

Irgendwie hatte man gehofft, die leidige Diskussion über expansionsversessene ARD- und ZDF-Sender, die der tapferen deutschen Presse per Internet das Lebenslicht ausblasen wollen, hätte sich einigermaßen versachlicht. Doch nun haben führende deutsche Verleger und der Zeitschriftenverband VDZ in einer gestern veröffentlichten "Münchner Erklärung" nochmal alle Register gezogen.

"Öffentlich-rechtliche Medien sind auf Fernsehen und Radio unter Einschluss neuer Abrufformate für Bewegtbild- und Tonbeiträge zu begrenzen", wird da zur Online-Zukunft von ARD und ZDF gefordert. "Jedes andere Mittel der journalistischen Darstellung hat zu unterbleiben."

Vor allem der letzte Satz dürfte zwar nicht ganz der im Grundgesetz garantierten Pressefreiheit entsprechen, bei der Darstellungsformen und Verbreitungswege keine Rolle spielen. Aber noch interessanter als die Ungereimtheiten des Vier-Seiten-Texts ist die Liste der Unterzeichner: Da steht nämlich neben den üblichen Verdächtigen wie Hubert Burda (Burda-Verlag)), Heinz Bauer (Bauer-Verlag) oder Gruner-+-Jahr-Boss Bernd Kundrun auch Springer-Chef Mathias Döpfner.

Aber hatte der nicht eben noch im Spiegel-Interview ganz anders geklungen? "Ich glaube, es gibt nur einen ordnungspolitisch sauberen (…) Weg: ARD und ZDF dürfen im Internet inhaltlich tun und lassen, was sie wollen - und verzichten dafür im Netz, aber auch im TV und allen anderen Kanälen auf Werbung, Sponsoring oder E-Commerce und finanzieren sich nur aus Gebühren", hatte Döpfner da vor exakt einem Monat erklärt. - Und mit dieser Sicht bei den anderen Verlegern kalte Wut geerntet. Zumal er seinen verbotswütigen Kollegen auch noch ins Stammbuch schrieb, es sei "lebensfremd, wenn man eine neu entstehende multimediale Welt durch Überwachungsgremien und Abmahnungen regulieren" wolle, so Döpfner: "Neue Medien aber brauchen mehr Kreativität und Freiheit, nicht Beschränkung. Das entspräche nicht meinem Verständnis von Pressefreiheit." Realistisch, pragmatisch, gut. Zu gut?

Jedenfalls hat man sich im Verlegerlager jede Mühe gegeben, den Chef von Deutschlands größtem Verlagshaus wieder einzugemeinden und umzudrehen. Und das mit Erfolg. Nach taz-Informationen hatte es in München ein Treffen von Mathias Döpfner mit Burda & Co. gegeben, schon am vergangenen Donnerstag kursierte der Erklärungs-Entwurf in der Branche.

Obwohl er von großen und größten Verlagskalibern getragen wird - unterschrieben haben auch die Zeitungsverleger Dirk Ippen (u. a. Münchner Merkur), Herbert Flecken (Verlagsgruppe Madsack) und Rudolf Thiemann vom Liboriusblatt in Hamm - hält sich deren Branchenverband BDZV auf Distanz. Offiziell, weil in der Münchner Erklärung nichts zur Lokalberichterstattung steht, die den zumeist regionalen Tageszeitungsverlegern am Herzen liegt. Doch man darf auch vermuten, dass der BDZV diverse Punkte des Papiers für das hät, was sie sind: nämlich weltfremd, ungenau und kontraproduktiv. Schließlich läuft längst auf ganz anderer Ebene eine sachliche Diskussion mit der Politik. BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff gibt sich diplomatisch: "Wir konzentrieren uns auf Brüssel", sagte er der taz - dort, wo die EU-Kommission den Entwurf für den künftigen Rundfunkstaatsvertrag prüft, "werde gesprochen".

Wenig verwunderlich, dass sich auch ARD und ZDF weigern, die Münchner Erklärung besonders ernst zu nehmen: Sie sei "schon heute ein Papier von gestern" und verkenne die Realitäten im globalen Medienmarkt, so ZDF-Intendant Markus Schächter. Und für den ARD-Vorsitzenden Fritz Raff ist das Ganze "ein durchsichtiges Saure-Gurken-Zeit-Manöver der Verleger".

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