Sprachschulen: Das Geschäft mit fremdem Deutsch

In Berlin konkurrieren staatliche und private Sprachenschulen um den Geldbeutel der Deutschschüler. Doch bindende Unterrichtsstandards fehlen.

Die Feinheiten der deutschen Sprache wollen gelernt sein Bild: ap

"Wenn es nicht Berlin sein muss: Machen Sie Ihren Deutschkurs lieber in Regensburg." Dieser Vorschlag eines Sprachkurseanbieters sagt alles: Berlin ist auch für Deutschlernende aus aller Welt ein Magnet. Feriensprachkurse, Businessdeutsch, Vorbereitung auf eine Auswanderung - aus jedem erdenklichen Motiv kommen Menschen aus aller Welt nach Deutschland, um Deutsch zu lernen. Und immer mehr tun dies lieber in der Landeshauptstadt als in Heidelberg oder Weimar.

SprachschülerInnen können in Berlin aus einem großen Angebot wählen. Marktführer, aber auch Spitzenreiter bei den Kurs-preisen ist das Goethe-Institut, das jährlich rund 4.000 SchülerInnen unterrichtet. Größter Privatanbieter ist die Sprachschule Berlitz, die mit Schulen in Charlottenburg, Tegel, Steglitz und Mitte an vier Standorten vertreten ist. Neben den soliden Standardkursen bekannter Marken wie Inlingua oder der Schöneberger Hartnackschule gibt es auch noch ausgefallenere Angebote. Die Tandem-Schule in Prenzlauer Berg etwa vermittelt Sprachpatenschaften, das Kreuzberger Institut Akkusativ setzt auf die Vermittlung von Alltagsdeutsch.

Mindestens 25 private Sprachschulen und -institute gibt es. Doch die Listen von Sprachreisenvermittlern erheben erst gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Zu unübersichtlich ist der Sprachschulenmarkt, in dem sich sowohl staatliche als auch private, ISO-zertifizierte, in Netzwerken oder unabhängig agierende Institute tummeln. Einen übergeordneten Dachverband gibt es ebenso wenig wie verbindliche Qualitätsstandards.

Die fordert Volker Symalla vom Bundesverband Deutscher Privatschulen, in dem bisher drei der großen Sprachinstitute Berlins organisiert sind. Die Einführung eines Lern-Gütesiegels für Deutsch sei aber schwierig, weil der Markt so komplex sei: "Wir haben es mit einem Feld zwischen Ferienreisen, Erwachsenenbildung, Berufsqualifizierung und Integrationsangebot zu tun", sagt Symalla. Auch hätten die meisten Sprachschulen nicht nur Deutsch, sondern auch andere Sprachen im Angebot.

Die Sprachschüler werden noch nicht einmal in den Statistiken des Berlin Tourismus Marketing geführt. "Da ist ein Nischenmarkt, der nicht gesondert erhoben wird", sagt Pressesprecher Christian Tänzer. Dies sei auch unmöglich: "Wie will man jemand, der privat bei einer Gastfamilie wohnt, als Tourist erfassen?"

Zahlenmäßig zu vernachlässigen sind die Deutschlernenden für Berlin dennoch nicht. Allein die German Language School an der Kastanienallee zählt nach eigenen Angaben jährlich 4.200 SchülerInnen.

Dass immerhin die Industrie- und Handelskammer eine Liste mit 25 Sprachschulen führt, liegt daran, dass auch immer mehr BerlinerInnen deren Dienste in Anspruch nehmen. Besonders Tourismus- und Gaststättenangestellte büffeln Fremdsprachen. Schließlich wollen nicht alle Berlintouristen ihr Deutsch verbessern, die meisten wollen einfach Urlaub machen. Und sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

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