Sportstadt: Marathon laufen Leute weg
Angepeilte Teilnehmerzahl wird deutlich unterschritten. Sponsoren lassen sich bitten. Kritik an Verlagerung der Marathon-Expo vom CCH auf den Kleinen Grasbrook.
Es läuft nicht, im Vorfeld des Hamburg-Marathon am 25. April. Dabei ist es der 25. Marathon, Jubiläum, doch die Stimmung ist nicht danach. Gunnar George, Vorstand des Titelsponsors Möbel Kraft mit Sitz in Bad Segeberg, wünscht sich 25.000 Teilnehmer, zurzeit sind es 19.700. Die Frist wurde verlängert, wer will, und 69.50 Euro Anmeldegebühr übrig hat, kann sich noch bis zum 15. April anmelden. Renndirektor Wolfram Götz geht davon aus, dass es am Ende etwas mehr als 20.000 LäuferInnen sein werden.
Aus Veranstaltersicht würde das reichen. "Wir haben eine Schmerzgrenze", sagt Götz. Die Einnahmeseite schrumpft bei nachlassenden Teilnehmerzahlen. Die Kostenseite bleibt, "weil wir bei den Teilnehmern, etwa der Verpflegung, nicht sparen wollen", sagt der Renndirektor.
Der Titelsponsor Kraft, der zum zweiten Mal an den Start geht, zahlt nicht so viel wie seine Vorgänger. Und wie lange er mitmacht, ist offen. George: "Wir setzen uns im Sommer zusammen, aber wir müssen schon aufpassen, dass wir den Trend nicht verpassen. Viele Jugendliche sind im Internet und treiben keinen Sport." Kraft wird seine Werbeaktivitäten wohl vom Marathon aufs Internet verlagern.
Auch bei anderen Sponsoren ist die Situation "nicht besser geworden", sagt Götz. Die Wirtschaftskrise holt den Marathon ein. Das kleinste Groß-Sponsoring-Paket kostet 25.000 Euro. "Es ist nicht einfach, das Produkt Marathon an das Unternehmen zu bringen", sagt Matthias Neumann von der Agentur Act Agency, die genau das tun soll. So kann es sein, dass der Hamburg-Marathon sich verändert: hin zu einer Breitensportveranstaltung ohne teure Spitzenläufer aus Kenia oder Spanien, die Zeiten unter 2:10 Stunden laufen.
"Die Breitensportveranstaltung Marathon hat kein Problem", sagt Götz. Die Qualität eines internationalen Laufevents zu halten, das an Spitzenzeiten gemessen wird, mit einem lokalen Sponsor, der mehr an der Zahl der Läufer interessiert ist, wird schwierig.
Ihre Startnummer holen die Läufer in diesem Jahr nicht im CCH ab, sondern im Schuppen 52 auf dem Kleinen Grasbrook. Dort ist auch die Laufmesse. Zwischen den Veranstaltern des Marathons und der Messe war es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Spannungen gekommen. Nun soll ein kostenloses Busshuttle Läufer und Besucher von der City auf die Elbinsel bringen.
Während Martin Greve, Chef der "Marathon Expo 2010", vom Schuppen 52 und einem "Sprung über die Elbe" schwärmt, halten sich Hamburger Laufläden, die bisher auf der Messe präsent waren, mit ihrem Engagement zurück. So sehr zurück, dass Greve in Mails an die Inhaber bereits von einem "Boykott" sprach. Inzwischen haben sich sieben Läden angemeldet. Die Expo teilt mit, sie sei ausgebucht.
Kenner der Laufszene glauben nicht, dass Besucher in die Hafencity fahren, um im Schuppen 52 über die Messe zu schlendern, oder sich Läufer länger als unbedingt notwendig dort aufhalten. Außerdem ist ein Messestand im Schuppen 52 teurer als im CCH. Auswärtige Läufer beklagten sich beim Veranstalter, dass sie sich vor und nach dem Lauf nun nicht mehr in der Messe umziehen können, sondern dies unter freien Himmel auf dem Heiligengeistfeld tun müssen. Da läuft einiges in die falsche Richtung.
Die Qualität eines
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird