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Archiv-Artikel

press-schlag Sport ist geil

Im Deutschen Sportfernsehen darf weiter gestöhnt werden – während der Sportübertragungen und vor allem danach

Haargegelte Moderatoren mit Headset, die hinter Laptops stehen und so wirken sollen, als könnten sie ganz alleine entscheiden, wann der ihnen zugeschaltete Interviewpartner auf der Leinwand hinter ihnen aufscheint. Schnelle Schnitte in den Vorberichten, Bier und Autowerbung vor den Nachberichten, Interviews, die keinem wehtun. Bundesliga ganz aalglatt. Das ist das Deutsche Sportfernsehen, unser DSF.

Frisch blondierte Busenwunder, die mit Scheinen wedeln und mit dünnen Stimmen blöde Fragen stellen. Zu vorgerückter Stunde Stripp-TV mit Räkeleien auf dem grünen Rasen und Werbung für Telefongespräche mit Stöhngarantie. Das ist auch das Deutsche Sportfernsehen, unser aller DSF. Nackte Weiber, Udo Lattek, Jörg Wontorra und die Männer-TV-Nachbarin des Jahres. Sport ist geil im Deutschen Sportfernsehen.

„Das DSF ist ein hervorragend positionierter TV-Sender mit Ausrichtung als kompetenter Sport- und Männer-Sender“, so stellt sich der Spartenkanal in seinem Unternehmensprofil selbst dar. Er ist immer mehr Männer-Sender geworden in letzter Zeit. Das Fernsehmagazin Gong hat nachgerechnet. Nur knapp 42 Prozent der Sendezeit füllt das DSF mit Sportberichterstattung, die meiste Zeit läuft Fleischbeschau-TV. Lizenziert ist das DSF als „Spartenprogramm mit Schwerpunkt Sport“, wie die zuständigen Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) bestätigt, eben nicht als Männerprogramm mit Schwerpunkt Erotik. Gerüchte kamen auf, das DSF verliere seine Zulassung. Am 22. März wird über eine Verlängerung der Sendelizenz entschieden – wohl zugunsten des DSF. Denn, so teilte die BLM mit, es gebe keine Vorgaben, wie hoch der Sportschwerpunkt eines Spartenprogramms sein muss. Und die BLM stellte fest, dass der Anteil der vollbusig moderierten Quiz-Shows keineswegs zu hoch sei. Die laufen unter der offiziellen Bezeichnung „Anrufgewinnspiele“. 28 Stunden in der Woche darf ein Sender seine Kunden mit leichten Fragen zum teuren Telefonspiel animieren, so die Regelung. Das DSF sende aber nur 24 Stunden Telefonquiz. Wichtig sei vor allem, dass in den Kernzeiten Sport gesendet wird. Zwischen 17.30 und 20 Uhr unter der Woche und am Wochenende von 9 bis 23 Uhr. Mehr muss nicht sein.

Wer denkt, das DSF sende so viel nacktes Fleisch, weil es denkt, dass allen Männern, die sich für Fußball interessieren, das Zipflein schwillt, wenn sie eine dralle Nackte einen Pfosten liebkosen sehen, der liegt ohnehin daneben. Das nackte Fleisch wird nur gesendet, damit sich das DSF die teuren Fußballrechte leisten kann. Sie tun es für den Fußball, für den Sport, für uns und damit auch für Frauen, die gerne Fußball schauen. Ja, dann.

ANDREAS RÜTTENAUER