Sport in der Stadt: Lauter leben
Zwar haben die Sportler allen Grund laut klagend gegen die spießigen Nachbarn aufs Spielfeld zu ziehen. Doch besser noch ist es, sie zu beruhigen.
Nichts wäre leichter als das. Nichts wäre leichter, als sich lautstark zu empören, über die Spießer, die wegen Ruhestörung vor Gericht ziehen, weil hier mal ein Ball ploppt, weil dort mal eine Mannschaft jubelt. Nichts wäre leichter, als Hohn und Spott über all diejenigen Berliner zu ergießen, die sich als inkompatibel erweisen zu der sie umgebenden, lebendigen Großstadt. Es sei denn vielleicht, man wohnte selber neben einem der umstrittenen Sportplätze.
Dann käme man wohl auf die Idee, dass Sport nicht nur gesund sein, sondern auch gehörig auf die Nerven gehen kann. Fast so wie die Baustelle gegenüber, die Hochbahn vor der Tür, die Kneipe unten im Haus. Zumindest wenn man gerade schlafen will. Und das passiert - gerade in einer Großstadt wie Berlin - nicht unbedingt nur nachts.
Selbstverständlich ist es ein zum Himmel schreiender Missstand, dass vor Gericht nicht alle Lärmverursacher gleich sind. Dass viel schneller Kindern Sport und Spiel verboten wird, als Flugzeugen die Starts, als Bauarbeitern das Hämmern, als Autofahrern das Brummen. Aber der Lärm von hirnlosen Maschinen wird längst als Grundrauschen der Metropole akzeptiert. Als Unabänderlichkeit.
Anders der humane Laut der sporttreibenden Nachbarschaft. Er wird als kommunikative Äußerung vernunftbegabter Wesen verstanden - über die man sich empören kann. Denn es bleibt die Hoffnung, dass auf zwischenmenschlicher Ebene einer Lösung gefunden wird.
Das hat zum Glück auch der Landessportbund begriffen, wenn er nach Kompromissen sucht - und nicht nach Konfrontation. Zwar hätten die Sportler allen Grund laut klagend gegen die spießigen Nachbarn aufs Spielfeld zu ziehen. Doch besser noch ist es, sie zu beruhigen.
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