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Sponsoren vs. Solidarität

■ Leichtathleten kassieren kräftig in Mailand, aber drücken sich vor Sarajevo

Mailand (dpa) – Von Solidarität mit Bosnien war unter den besten Leichtathleten der Welt wenig zu spüren. Nur wenige folgten nach dem Grand-Prix-Finale in Mailand dem Ruf des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) und setzten sich am Sonntag in ein Charterflugzeug, um beim heutigen „Solidaritäts-Meeting Sarajevo '96“ zu starten.

Selbst der britische Weltrekordler Jonathan Edwards, der im Vorfeld Dreisprung sogar ins Programm hievte, erinnerte sich plötzlich daran, daß „ich seit Anfang des Jahres an diesem Tag meinen Sponsoren verpflichtet bin“. Und Noureddine Morceli (Algerien) nutzte die überraschende Niederlage über 1.500 m, seine erste seit dem Olympia-Finale von 1992, zur Absage: Krank sei er.

Beide hatten allerdings beim Saisonfinale, als insgesamt 5,2 Millionen Mark ausgeschüttet wurden, tüchtig abkassiert. Edwards bekam für den zweiten Platz in der Gesamtwertung (150.000) und den Sieg im Dreisprung (75.000) insgesamt 225.000 Mark. Morceli strich für seinen vierten Gesamtplatz und Platz zwei über 1.500 m immerhin noch 75.000 Mark ein.

Die Gesamtsiege gingen an den 5.000-m-Sieger Daniel Komen (Kenia) und 100-m-Hürden-Siegerin Ludmilla Engquist (Schweden). Beide wurden mit insgesamt 375.000 Mark entlohnt. Der 20jährige Kenianer wenigstens wollte nach Sarajevo fliegen.

Umjubelter Star des Tages aber war vor 15.000 Zuschauern in der „Civic Arena“ Merlene Ottey. Die Jamaikanerin wurde mit 10,74 Sekunden die zweitschnellste Frau aller Zeiten über 100 Meter. Die 36jährige wurde Gesamtzweite vor Hürdensprinterin Michelle Freeman (Jamaika).

Recht erfolgreich schnitten die neun deutschen Teilnehmer ab, die insgesamt rund 340.000 Mark gewannen. Diskus-Olympiasiegerin Ilke Wyludda gewann ihre Disziplin und belegte den siebten Rang in der Gesamtwertung. Im Speerwerfen gab es sogar einen deutschen Doppelsieg: Tanja Damaske (Berlin) schlug die Weltjahresbeste Steffi Nerius (Leverkusen).

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