: Spitze!
■ Am Freitag spielte SV Werder Bremen gegen VFL Bochum 2:1 und führt damit
Bevor die Kicker des SV Werder in die verdienten Weihnachtsferien fahren durften, mußten sie am Freitag abend im flutlichtumrahmten Ruhrparkstadion noch gegen den VFL Bochum antreten. Bevor die Zeremonie jedoch richtig losgehen konnte, zeigten Weihnachtsmänner aus dem Bremer Fanlager, was sie sich unter festlicher Atmosphäre vorstellen.
Kein Ball war getreten, da landeten rote, weiße und grüne Leuchtkugeln auf dem mit weißen Linien geschmückten Rasenplatz. Bochums Fans hätten nicht ruhig nach Hause gehen können, ohne ihre Geschenke an dem Ort der Bescherung zu hinterlassen. Rollen von weißem Papier, die auf den Bremer Torhüter Oliver Reck geworfen wurden, sollte dieser offensichtlich zur Dekoration seines ganz in schneeweiß gehaltenen Tores verwenden.
Aber entweder steht der Bremer Tormann mehr auf Lametta, oder er lehnt auch sonst jede Verunreinigung seines Tores ab - auf das ließ er nämlich so gut wie gar nichts kommen, ja, man sah ihn sogar mit Fäusten nach Bällen schlagen, die sich an ihm vorbei möglichst unauffällig um eine Mauer herum in sein Tor schleichen wollten.
Beim falschen Fest waren allerdings seine Vorderleute. Die versuchten doch immer wieder, das Ei in dem weißen Netz auf der anderen Seite zu verstecken. Am schlimmsten war dabei Wynton Rufer. Zweimal rannte er an den in winterliches Blauweiß gekleideten Gegenübern vorbei, um die schwarzweiß-lackierte Kugel in das weiße Netz zu bugsieren. Auch die anderen Bremer wollten das immer wieder, aber keiner stellte sich dabei so geschickt an wie er.
Der Oberweihnachtsmann des SV erklärte das nach dem Spiel so, daß der Neuseeländer am nächsten Tag nach Hause fliegen wollte und die erste Kugel für Mama und die zweite für Papa war. Aber auch seine Freunde in gleicher Kleidung freuten sich sehr mit ihm.
Dann aber wollten auch die in den blauen Hosen, daß sich alle über sie freuen, und versuchten, auf das andere Netz zuzulaufen. Das erschreckte die jungen Männer aus Bremen sehr, und einige Minuten schienen sie gar nicht mehr zu wissen, wo sie waren. Einer von ihnen faßte sogar immer mit der Hand nach dem Ball, Votava hieß er. Das sollte er aber nicht, deshalb wurde von einem weißen Punkt aus die Kugel doch noch in das Netz getreten. Danach rannten alle noch ein paar Minuten hin und her, am Rand sogar die Oberweihnachtsmänner, bevor der Mann, der schon die ganze Zeit fröhlich gepfiffen hatte, dreimal hintereinander tutete. Dann gingen alle nach Hause.
Einer ärgerte sich aber noch über etwas, und das war Willi Lemke, der für Werder immer alles schön haben will: Die da Leuchtkugeln auf den Platz schmeißen, die dürfen bald nicht mehr zu den Bescherungen in das große Haus an der Weser kommen. Und die Namen von denen holt er sich von den Bochumern. Die hatten nämlich noch ganz grüne Weihnachtsmänner und -Frauen eingeladen, und die haben das ganze Fest auf Video aufgezeichnet. Das hatten wohl mehrere nicht begriffen, die den 3.Advent vielleicht jetzt in Bochum erleben. Volker Kölling
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