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■ KommentarSpießer-Reflex

Was haben die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit dem Kanzler aller Deutschen und seinen christlichen Freunden gemeinsam? Erraten – den Spießer-Reflex. Nach der fürchterlichen rassistischen Pöbelnacht von Rostock, nach den Brandanschlägen von Solingen und Mölln sorgten sich Kohl und seine Getreuen zuallererst um das internationale Ansehen Deutschlands, weniger oder eigentlich gar nicht um die Opfer.

Nach keinem anderen als diesem kleinbürgerlichen Schisser- Muster verhielt sich gestern der Sprecher der Polizeigewerkschaft. Fast gequält meinte er, Menschenrechtsverletzer hätten im Polizeidienst wohl nichts zu suchen, um dann gleich vor einer Vorverurteilung eines ganzen Berufsstandes zu waren.

Daneben – völlig daneben. Nur einige schlagzeilengeile amerikanische und englische Journalisten haben ganz Deutschland nach den Brandanschlägen in ihr Visier genommen. Und kein Mensch hat bislang die gesamte Polizei mit den sadistischen Folterbullen identifiziert.

Hinter dem Spießer-Reflex steckt kein äußeres Motiv. Die unangemessene Abwehrreaktion kommt von innen und ist tiefsitzenden Ressentiments gegen alles Fremde und einer gehörigen Konfliktscheu geschuldet, die nicht nur Polizeigewerkschaftsführern und konservativen Bundesministern von Kindheit an eingebleut wurden.

Was werden unsere Nachbarn sagen? Dieser tiefsitzende Impuls ist uns allen nicht fremd - nicht Politikern, nicht Journalisten, nicht „sauberen“ Polizisten. Und er macht es so schwer, das Kartell der Vertuscher und Verschweiger zu knacken.

Jürgen Oetting

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