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Archiv-Artikel

Spießbürgerherzen für Amerika

betr.: „3:2 für Schröder“, taz vom 12. 2. 03

Seitdem die Wahl in so unnachahmlich peinlicher, sprich: stoiberschen Weise verlorenging, verhält sich die Opposition ganz bemerkenswert und ungewohnt geschickt: Gebetsmühlenartig und offenbar auf Erkenntnisse der Werbepsychologie gestützt werden immer wieder dieselben Vokabeln wiederholt und der Regierung um die Ohren geschlagen: konzeptlos und Chaos.

Geschickt rochierend treibt man die Regierung vor sich her, mal wird sorgenvoll gemahnt, mal einfach dumpf draufgeschlagen. Immer schön den eher einfachen Horizont der scheinbar neuesten Mitte fest im Blick. Begünstigt durch die tolpatschige Kommunikationspolitik insbesondere der SPD (Methode: Idee verkünden und Echo abwarten, nächste Idee verkünden …) und unterstützt von so ziemlich der gesamten Medienlandschaft (schreibt sich doch so schön: die Regierung im Chaos!), hat das bislang doch wirklich gut geklappt. Aber jetzt scheint die wirkliche Chance auf den Hauptgewinn für die Opposition gekommen zu sein: Schröder setzt zum Solo in der Irakkrise an! Mit Schaum vor dem Mund geht das Geheule los, der politische Spießbürger entdeckt plötzlich sein Herz für Amerika.

Und dann macht die CDU/CSU hoffentlich den Fehler, den sie irgendwie zuverlässig am Ende doch noch immer machen: Sie vergessen die, die sie zwar wählen sollen, aber die ihnen eigentlich doch völlig egal sind: das Volk. Ach, was sage ich, die Völker!

EDGAR MÜLLER-CAENAZZO, Dübendorf, Schweiz