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Spielplätze Gottes

■ Ein informatives Buch erzählt hübsche Geschichten von Hamburgs Friedhöfen

Die zusammenfaltbare Plastikgießkanne samt Miniharke lag immer unter der Spüle. Sonntags morgens wurden dann auf dem Weg zur S-Bahn noch Blumen gekauft, und dann ging's ab zu Opa auf den Friedhof. Hüpfen war da nicht, Blumen pflücken erst recht nicht, oft hieß es: „Psst, sei leise!“

Friedhöfe als weihevolle Totengärten sind eine Sache. Darüber hinaus erzählen sie aber auch Geschichten. Über Familienverhältnisse, über Juden und Katholiken, über Kinder und Seeleute. Viele dieser Geschichten haben Barbara Leisner und Norbert Fischer in ihrem Buch Der Friedhofsführer aufgegriffen. So jene von den Roma-und-Sinti-Gräbern am Diebsteichfriedhof. Vier grünumrankte Säulen, die einen verzierten Baldachin tragen, darunter die Grabplatten. Zu Ostern finden hier Feste statt, dem Toten wird schon mal ein Glas Schnaps hingestellt.

Blumenlose Stille, steinerne Zeltgräber mit verwitterten Schriftzeichen und Symbolen, das ist der jüdische Friedhof an der Königsstraße. Besucher dürfen ihn nur mit Erlaubnis der Jüdischen Gemeinde betreten, Männer müssen ihren Kopf bedecken. Eine ganze Reihe von Grabsteinen, die an Kinder erinnern, sind auf dem Alten Friedhof Kirchwerder zu sehen. Die Autoren berichten von der vergangenen Sitte, „Kinder, die im Alter zwischen einem und vier Jahren verstorben waren, von jungen Mädchen in einem kleinen, mit einer Girlande aus Immergrün geschmückten Sarg im Gänsemarsch zum ,Spielplatz Gottes'“ tragen zu lassen.

Doch auch von Friedhöfen, die längst dem Asphalt weichen mußten, berichten Leisner und Fischer. So erinnert an den St. Annen Friedhof nur noch eine gleichnamige Straße. Er war ein Arme–Leute–Friedhof, einer, auf dem sogar Selbstmörder beerdigt wurden.

Über 80 Friedhöfe sind in dem Buch vorgestellt. Im Anhang werden, alphabetisch geordnet, Anschrift, Träger, Größe, Eröffnungsjahr und die letzte Beerdigung ausgewiesen. Heike Schulte

Barbara Leisner/Norbert Fischer: Der Friedhofsführer, Christians Verlag, Hamburg 1994

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