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Spiel mit den Pisten

■ Landebahn 2 des Flughafens Schönefeld soll eingestellt werden / Flugverkehr auf Landebahn 1 wird dafür ausgeweitet

Eine gute und eine schlechte Nachricht hatte nach der gestrigen Senatssitzung Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) für die Anwohner des Flughafens Schönefeld. Die gute: Der Senat will sich dafür einsetzen, daß die Landebahn 2 auf Dauer stillgelegt wird. Sie soll bloß noch für Havariefälle zur Verfügung stehen.

Besonders die Bewohner des Treptower Stadtteils Bohnsdorf hatten sich in der Vergangenheit über die Lärmbelästigung beschwert, die von dieser Piste ausgeht. Im März dieses Jahres klagten sie deshalb vor dem Verwaltungsgericht in Potsdam auf Einstellung des Flugbetriebes. Seit April nun ruht der Flugverkehr – auf der Piste wird gebaut. Damit die Ruhe von Dauer ist, muß sich nun das Land Brandenburg in Bonn für die Einstellung des Flugbetriebes stark machen.

Der gesamte Luftverkehr, und das war die schlechte Nachricht des Verkehrssenators, wird über die Landebahn 1 abgewickelt und sogar ausgeweitet. Durch den Bau eines weiteren Terminals soll die Kapazität um 4,5 Millionen auf 8 Millionen Fluggäste pro Jahr ausgebaut werden. In diese Maßnahme, die die Berlin-Brandenburg-Flughafen-Holding bereits im Januar beschlossen hatte, werden bis 1996 400 Millionen Mark investiert. Haase meint, damit der Forderung des Abgeordnetenhauses zu entsprechen, daß Ausbauten am Flugplatz „nur auf den Kapazitätsbedarf während der Übergangszeit bis zur Eröffnung eines neuen Großflughafens abgestellt werden“. Der Großflughafen wird frühestens im Jahr 2004 eingeweiht. Die Flughäfen Tegel und Tempelhof sollen bis dahin nicht mehr erweitert werden. Doch Haase plant, den Wünschen der Abgeordneten zum Trotz, schon jetzt eine zweite Ausbaustufe in Schönefeld, mit der die Kapazität auf dann 12,5 Millionen Passagiere angehoben wird. Dies ist ihm möglich, weil die Abgeordneten es, entgegen den Voten der Oppositionsfraktionen, unterlassen haben, eine Obergrenze für das „notwendige Maß“ an Flugbetrieb festzulegen.

Wie Haase gestern weiter mitteilte, ist das M-Bahn-Projekt in Berlin endgültig gescheitert. Die erwogene Nutzung zur Anbindung des Flughafens Schönefeld wird nicht mehr verfolgt. Die Bahn wird nun in Braunschweig ihren Probebetrieb aufnehmen. dr

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