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Spekulationen über Südafrika-Deal

■ ANC dementiert Zusage an Buthelezi über Aufnahme in die nächste Regierung / Wahlkommission muß jetzt die Stimmzettel aktualisieren / Die Lösung: 80 Millionen kleine Buthelezi-Aufkleber

Johannesburg (AFP/taz) – Das Abkommen über die Teilnahme der Inkatha-Freiheitspartei an den ersten freien Wahlen in Südafrika nächste Woche ist international begrüßt worden. Der UN-Sicherheitsrat erklärte seine Hoffnung, daß dieses Abkommen das Ende der Gewalt in Südafrika bedeute. Bei einem Treffen zwischen Inkatha-Führer Buthelezi, Präsident Frederik de Klerk und ANC-Chef Nelson Mandela war am Dienstag ein Kompromiß vereinbart worden, der Forderungen der Zulu- Bewegung Inkatha nach mehr regionaler Autonomie Rechnung trägt. Der Fortbestand des Königreichs der Zulu wird auch nach den Wahlen garantiert.

Was möglicherweise noch garantiert wurde, ist derweil Gegenstand heißer Spekulationen. ANC- Generalsekretär Cyril Ramaphosa sah sich gestern genötigt, auf einer Pressekonferenz zu dementieren, daß Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi insgeheim eine Regierungsbeteiligung zugesagt wurde. Buthelezi, meinte Ramaphosa, habe „eingesehen“, daß seine Partei zu einer politischen Randerscheinung würde, wenn sie weiterhin gegen die Wahlen gekämpft hätte. Die Tageszeitung Business Day schrieb, Inkatha-Funktionäre hätten Buthelezi deutlich gemacht, daß sie nicht bereit seien, ihm in die „politische Wüste“ zu folgen.

Südafrikas Wahlkommission muß nun sicherstellen, daß der Name der Inkatha auf den 80 Millionen bereits gedruckten Stimmzetteln erscheint. Die Kommission beschloß, Aufkleber mit dem Namen der Zulu-Partei und dem Bild Buthelezis auf die bereits vorhandenen Stimmzettel aufkleben zu lassen. Die Aufkleber sollen den gedruckten Kennzeichnungen der anderen Parteien möglichst ähnlich sehen. Erst während des Wahlvorgangs sollen die Stimmzettel von Wahlhelfern mit den Aufklebern versehen werden, unmittelbar vor der Aushändigung der Wahlzettel an die Wähler. Nicht möglich wird es sein, die Farbe der Aufkleber genau der der übrigen Aufdrucke auf den Stimmzetteln anzugleichen, was zu einer optischen Hervorhebung der Inkatha führen wird. Sollte ein Aufkleber so plaziert werden, daß ein anderer Parteiname teilweise verdeckt wird, dürfte die Stimme nicht gewertet werden. Dies könnte zu Manipulationen mißbraucht werden.

Der Architekt des Deals kommt aus Kenia

„Der Held von Pretoria“, der Inkatha zur Wahlteilnahme überredete, ist der kenianische Professor Washington Okumu. Der 58jährige studierte einst bei Henry Kissinger in Harvard und war ein enger Freund des inzwischen verstorbenen kenianischen Oppositionsführers Oginga Odinga. Seinen Durchbruch feierte er als „afrikanische Lösung“.

Der Geheimdiplomat kennt Südafrika schon seit den 70er Jahren. Sechzehn Jahre fungierte Okumu als „inoffizieller Sonderbotschafter“ Südafrikas bei den Vereinten Nationen. Schon vor 20 Jahren gewann er das Vertrauen von Buthelezi. Und dies war wohl einer der ausschlaggebenden Gründe für den Sinneswandel des Zulu-Führers. „Ich habe Buthelezi deutlich gemacht“, so erzählt Okumu, „daß er nach den Wahlen im Busch sitzen und er keine Hilfe aus Afrika und dem Rest der Welt erhalten würde.“ Aber nicht nur dies scheint den Inkatha-Chef überzeugt zu haben: „Ich bin eine große und schwere Person, und meine Erscheinung mag auch etwas dazu beigetragen haben“, bedeutet der 58jährige Diplomat mit einem Augenzwinkern. ger

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