: Spekulationen über Forensik-Standorte
Castrop-Rauxel wird von Ratsmitgliedern als eventueller Forensik-Standort ins Spiel gebracht. Hintergrund sind Probleme in anderen Städten. Gesundheitsministerium und Kommune dementieren die Gerüchte
RUHR taz ■ In Castrop-Rauxel halten sich Gerüchte, wonach die Stadt als Standort für den Neubau einer forensischen Klinik für psychisch kranke Straftäter vorgesehen sei. Dies bestätigte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählerinitiative (FWI), Manfred Postel der taz.
„Es gibt einen sehr glaubwürdigen Informanten, den wir aber nicht preisgeben wollen“, sagt Postel. Demnach soll eine Wiese in Nachbarschaft des Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel die Voraussetzungen für einen Standort erfüllen. „Das Krankenhaus hat eine psychiatrische Abteilung“, sagt Poestel. Die Stadt habe erst vor kurzem den Bebauungsplan des Geländes geändert. Ursprünglich war dort der Neubau eines Freizeitzentrums vorgesehen.
Ein Sprecher der Stadt mochte die Gerüchte nicht bestätigen. Auch im nordrheinwestfälischen Gesundheitsministerium ist von den Plänen nichts bekannt: „Wir können die Sache zu 100 Prozent dementieren“, sagte Ministerium-Sprecher Kai von Schönebeck. Es handele sich lediglich um Spekulationen innerhalb des Rates. Manfred Postel hält das Dementi des Gesundheitsministeriums nicht unbedingt für entscheidend: „Mittlerweile gibt es auch private Agenturen, die nach geeigneten Standorten Ausschau halten.“ Nach einer erfolgreichen Suche würden die offiziellen Stellen kontaktiert. Im Erfolgsfalle gebe es dann eine Erfolgsprämie. „Dennoch ist es beruhigend, dass zumindest von offizieller Seite klare Aussagen gegen den Standort kommen“, hofft Postel.
In die Diskussion kam der Standort auch, nachdem der Rat der Nachbarstadt Herne einstimmig gegen den Bau einer forensischen Klinik im Stadtteil Wanne geklagt hatte. Im April wird vor dem Gelsenkirchener Landgericht über die Klage verhandelt. Sollte der Klage stattgegeben werden, dürfte sich der Baubeginn verzögern. Ursprünglich sollte Anfang 2005 der erste Spatenstich erfolgen.
An den Plänen wolle man trotz der Klage festhalten, sagte Karl R. Donath vom federführenden Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Der Standort Herne steht demnach nicht zur Debatte. Zumal auch in der Bevölkerung die Zustimmung wächst: Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich mittlerweile über 25 Einzelpersonen und Verbände in Herne dazu bereit erklärt, in einem Klinikbeirat mitzuarbeiten. Die Diskussion über einen Standort Castrop-Rauxel sei daher überflüssig, so Donath.
Der Zeitplan des Gesundheitsministeriums sieht vor, dass bis spätestens Ende 2009 landesweit sechs neues Forensiken entstehen sollen. An den Standorten Dortmund, Duisburg, Essen, Herne, Köln und Münster sind insgesamt 470 Therapieplätze eingeplant. Landesweit fehlen momentan 600 Plätze. Landesweit sind derzeit 1.959 suchtkranke oder psychisch gestörte Straftäter inhaftiert – bei nur 1.339 Therapieplätzen. Der Standort Castrop-Rauxel könnte so oder so zur Entlastung beitragen. HOLGER PAULER