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Archiv-Artikel

Spektakulär ist nur der Zeitpunkt

betr.: „Bundesweite Zasterfahndung“, taz vom 19. 2. 08

Das einzig wirklich spektakuläre an der „aktuellen“ Diskussion um Steuerflucht ist wohl ihr Zeitpunkt. Schauen wir mal kurz in eine AP-Meldung vom 12. 6. 1998: „Nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft haben Steuerflüchtlinge mit Hilfe ihrer Banken über 600 Milliarden Mark im Ausland angelegt und hinterziehen so jährlich 20 Milliarden Mark Zinsertragssteuern.“ Und der Gewerkschaftsvorsitzende Dieter Ondracek ging damals schon von „bundesweit 100.000 Tätern“ aus und forderte, „die Zahl der Fahnder auf bundesweit 3.000 zu erhöhen“. Ach ja, die gute alte D-Mark.

Zehn Jahre und einen Zumwinkel später ist das Erstaunen in der Politik groß: Also, dass ausgerechnet die deutschen Eliten so asozial sind, das konnte ja wirklich niemand … Traurig rollert Dr. Schäuble durch die Flure der Volksvertretung dieser so jäh gebeutelten Republik. Heute ist er, der letzte schwarze Koffer der Ära Kohl, für die Verbrechensbekämpfung zuständig. Ruhe ist jetzt erste Bürgerpflicht. Von seinem ehemaligen Chef, dem Grandseigneur für Bimbes und Anderkonten, Dr. Helmut Kohl, weiß er: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.“ Oder anders gesagt: Bald schon geht alles wieder seinen gewohnten Gang, auch nach Liechtenstein.

FRANK HEUBLEIN, Göttingen