„Sparlight Express“ im Gespräch : Scham. Schmerz. Pure Unterhaltung.
Das Duo „Sparlight Express“ ist eine Frontalbespaßungsmaschine, die, wenn sie erst einmal ins Rollen kommt, kaum eine Hose trocken lässt. Mit ihrem Programm kommen sie zum taz lab 2025.

taz lab | Sachsen, Selbstoptimierung und Selbstfürsorge – das Comedy-Duo Sparlight Express bringt all das zusammen. Und zwar auf eine Weise, die sie selbst als „fragwürdige Form der Wissensvermittlung“ bezeichnen. Beim diesjährigen taz lab zeigen sie einen Ausschnitt aus ihrem aktuellen Programm. Vorab erzählen sie, wie alles angefangen hat – und ich erzähle, warum ich, trotz meiner Skepsis gegenüber Comedy, jetzt doch neugierig geworden bin.
Sparlight Express – das sind Renné Kaufmann und Georg "Fleischi" Fleischfresser, zwei Künstler, die ursprünglich eher „ernstes Theater“ machten. Die gebürtigen Sachsen treten bereits seit fünf Jahren gemeinsam auf. Das erklärte Ziel ist kein geringeres als die Verbesserung der Menschheit – und der ganzen Welt. Was genau sie machen? Frontalbespaßung.
„Man kann uns niveaumäßig nicht so leicht einordnen“, sagen sie lachend. Zwischen Theater, Kabarett und Stand-up pendeln ihre Shows – oft mit sächsischem Dialekt, bewusst überspitzt und ironisch gebrochen. Dabei versuchen sie, ein breites Spektrum an Themen abzudecken, „sodass sich niemand wegducken oder drüberspringen kann. Oder die Leute so hoch nicht springen können.“
Der Anfang von Sparlight Express
Der Anstoß zur Zusammenarbeit kam von einer Freundin, die das Bundeslager der Pfadfinder:innen mitorganisierte. Sie fragte, ob die beiden nicht etwas über Sachsen erzählen, das Bundesland vorstellen könnten.
Also entwickelten sie ein Konzept, wie sie als Kulturbotschafter funktionieren könnten – kritisch, aber mit einem humorvollen Augenzwinkern. „Natürlich auch immer ein bisschen mit der verbundenen Kritik einhergehend, die wir eben haben, weil wir hier aufgewachsen sind. An den ganzen Problemen, die es hier nun mal gibt und die man auch benennen muss.“
Daumen hoch aus Sachsen
Später entstand daraus ihr Programm „Daumen hoch aus Sachsen“ – eine Reise durch das Bundesland. Mit Fragen, Antworten und Musik nimmt das Programm das Publikum mit auf einen wilden Ritt durch den Freistaat – und zeigt ein Sachsen, das nicht nur durch seine Sprache immer wieder auf Unverständnis stößt.
Die Auseinandersetzung mit Sprache und regionaler Identität spielte dabei eine wichtige Rolle – ebenso wie die Erkenntnis, dass die sächsische Heimaterzählung oft weichgezeichnet daherkommt: „Es war vor allem eine Notwehr gegen ganz viel sächsisches Heimatkabarett, das ich sehen durfte“, sagt Renné Kaufmann. „Man kann über Sachsen reden – ja, aber doch nicht nach dem Motto ‚Die sind so gemütlich‘ und blabla. Darüber kann man doch nicht schweigen – über Meth und Ausländerhass.“
Scheisze als Chance
In einem anderen Programm – „Scheisze als Chance“ – richten sie den Blick auf eine ganz andere Welt: die der Selbstoptimierung. Inspiriert von Coaching-Formaten, wie sie vor einigen Jahren boomten, haben sie ein Bühnenformat entwickelt, das die Branche sowohl kritisiert als auch durchdringt – und vor allem aufs Korn nimmt.
„Das waren diese ganzen Coaching-Unternehmen, die Leuten versprochen haben, dass sie jetzt nur mit purer Willenskraft die Systemgrenzen sprengen können.“ Doch der Ansatz bleibt nicht rein satirisch. Das Programm speist sich auch aus eigenen Erfahrungen – mit all ihren Widersprüchen.
Einige der Techniken hätten durchaus geholfen, erzählt Georg „Fleischi“ Fleischfresser. Gleichzeitig habe er aber auch die problematischen Seiten intensiv erlebt. In der Feldforschung habe er fast jede Art der Selbstoptimierung ausprobiert und dabei vor allem die Negativseiten kennengelernt – vom immer effizienter Werden, um noch mehr arbeiten zu können.
Werde das Ich, das Du immer sein wolltest
Atemtechniken, Meditation, Sport, sich mit dem Körper beschäftigen – das seien hingegen Dinge gewesen, die sich als hilfreich erwiesen haben. „Das sind Dinge, die eigentlich total wholesome sind und bis zu einem gewissen Grad auch wholesome bleiben, aber ab einem bestimmten Punkt eben süchtig machen können. Dann geht’s nicht mehr darum, dass es einem gut geht, sondern nur noch darum, dass man mehr arbeitet.“
So stellt sich im Laufe des Programms auch die zentrale Frage: Wo endet Selbstfürsorge – und wo beginnt der Zwang zur Optimierung?
Für Sparlight Express hat sich als entscheidend herausgestellt, zwischen Selbstoptimierung und Selbstfürsorge zu unterscheiden – und Letztere als politischen Akt zu verstehen: „Selbstfürsorge ist, gerade auch im politischen Kampf, eine Grundlage. Sich selbst und den Menschen um sich herum Gutes tun. Und sich dieses Mittel bewusst zu nehmen, um Kraft fürs Weiterkämpfen zu sammeln.“
Auch wenn die beiden Künstler selbst sagen, wer Comedy nicht mag, solle lieber wegschauen – ich würde das so nicht unterschreiben. Persönlich finde ich Comedy oft eher anstrengend oder schlicht nicht lustig. Und trotzdem (oder gerade deshalb) würde ich empfehlen, sich ihre Show anzuschauen.
Denn was Sparlight Express machen, ist mehr als nur Unterhaltung: Es ist eine schräge, überraschend präzise Auseinandersetzung mit den Absurditäten unserer Gegenwart. Ihre Programme verbinden Kritik, Selbstreflexion und Humor – und schaffen eine, wie sie selbst sagen, fragwürdige, aber eben doch ziemlich effektive Form der Wissensvermittlung.
🐾 Sparlight Express beim taz lab am 26.04.2025 um 17:00 Uhr auf der Lila Bühne | nur vor Ort | Frizz Forum Dachterrasse