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Spaniens WirtschaftDer Wackelkandidat ist herabgestuft

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat Spanien herabgestuft. Grund: zu viele Risiken. Angekündigte Reformen seien nicht berücksichtigt worden, wehren sich die Iberer.

Erst das Drama mit dem König und dem Elefanten, nun die Herabstufung durch die orakelnden Ratingexperten. Bild: dpa

MADRID taz | Die Note für Spaniens konservative Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy fällt nicht gut aus: Keine fünf Monate nachdem Rajoy an die Macht kam, stuft die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poors die zehnjährigen spanischen Staatsanleihen von A auf BBB+ ab, mit negativem Ausblick.

Das Gutachten, das Spanien nur noch drei Schritte vom Ramschstatus entfernt sieht, wurde am späten Donnerstagabend veröffentlicht. Die Zinsen für Spaniens langfristige Staatsanleihen stiegen am Freitag auf 5,97 Prozent. Nach Bekanntwerden der Abstufung verzeichneten die Börsen in Europa zunächst schwere Verluste, erholten sich aber im Lauf des Tages wieder.

Erst im Februar hatte die Agentur Moodys Spanien um zwei Noten zurückgestuft. S&P sieht "deutliche Risiken für das wirtschaftliche Wachstum und die Umsetzung des Haushaltes". Spanien will mit einem Sparhaushalt, der 27 Milliarden Euro niedriger ausfällt als der vom Vorjahr, das Defizit von derzeit 8,5 Prozent auf 5,3 bis Ende des Jahres und 3 Prozent im Jahr 2013 senken.

Erst Anfang der Woche hatte die spanische Zentralbank erklärt, dass die Wirtschaft des Landes zum zweiten Mal in nur zwei Jahren schrumpft. Die Rezession wird 1,7 Prozent betragen, ist sich auch die Regierung Rajoy sicher. Außerdem warnen sowohl S&P als auch der Internationale Währungsfonds, dass die spanischen Sparkassen und Banken weitere Millionenhilfen der öffentlichen Hand benötigen werden.

Der Druck auf die Banken wächst

Die Geldinstitute kommen immer stärker durch Zahlungsverzug seitens der Kreditnehmer unter Druck. 8,16 Prozent der Kredite werden nicht mehr rechtzeitig oder gar nicht bedient. Die steigenden Zinsen für Staatsanleihen tun ein Übriges. Die Staatsverschuldung werde, so die Prognose von S&P, von derzeit 64,6 Prozent bis Jahresende auf 76,6 Prozent des BIP steigen.

Noch am Donnerstagabend kritisierte eine Sprecherin des spanischen Wirtschaftsministeriums die Entscheidung von S&P. Die Ratingagentur habe die Reformen der konservativen Regierung nicht berücksichtigt, erklärte sie gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Sie werden einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage in Spanien haben“, versicherte sie.

Nur wenige Stunden später wurden die neuen Arbeitslosenzahlen veröffentlicht. 5,6 Millionen sind demnach ohne Job – also, jeder vierte Spanier.

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1 Kommentar

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  • S
    SuperW

    Das Schicksal Spaniens wird seit Jahren vom Internet exakt vorhergesagt. Die Banken haben sich verzockt, die Schulden wurden dem Staat aufgebürdet, mit der Behauptung, man habe über die Verhältnisse gelebt, werden die Bürger und die Sozialsysteme zusammengehauen. Was will Spanien mit "Reformen" erreichen? Wettbewerbsfähigkeit? Bei einem Anteil der Binnenwirtschaft von 80%? Hier hilft nur eins: Abkopplung von den Bankschulden (wie auch immer), Aufbauprogramm, gemeinsame Wirtschafts-, Sozial- und Steuerpolitik innerhalb EUROPAs. Eine gemeinsame Währung ist anders nicht vorstellbar, oder der EURO platzt eben.