Spanien im Teufelskreis: Günstige Kredite und neue Sorgen
Das Land steckt in einer Rezession, deshalb steigt die Schuldenquote. Ob der Euro-Rettungsschirm Abhilfe für Spanien schaffen kann, ist fraglich.
MADRID afp/dpad/rtr | Wenigstens das Umschulden klappt. Die Regierung in Madrid hat am Dienstag problemlos kurzfristige Staatsanleihen im Wert von 3,53 Milliarden Euro verkaufen können. Grund ist die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, spanische Anleihen zu kaufen, sobald das Land unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft.
Für Bonds mit dreimonatiger Laufzeit musste Spanien lediglich 1,4 Prozent Zinsen bieten, zwar zwei Zehntel mehr als bei der letzten Ausgabe, aber doch weniger als ein Drittel von dem, was die Anleger vor einem Jahr forderten.
Für die Menschen in Spanien bedeutet das aber keinerlei Entwarnung. Denn die Wirtschaft bleibt aus dem Tritt. Wie schon in den ersten beiden Quartalen schrumpfte sie weiter, diesmal um 0,4 Prozent, schätzt die Zentralbank. Damit befindet sich Spanien in einem Teufelskreis. Schließlich misst sich der Schuldenstand wiederum an der Wirtschaftsleistung.
Der Zeitung El Confidencial zufolge geht Madrid bereits davon aus, dass die Verbindlichkeiten von 69,3 Prozent Ende 2011 bis Ende dieses Jahres auf 85,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Auch die Neuverschuldung werde wohl eher bei 7,3 als bei den geplanten 6,3 Prozent liegen.
Weitere Sparauflagen
Eigentlich will Spanien das Defizit bis 2013 auf 4,5 Prozent drücken. Das dürfte nun kaum noch zu erreichen sein. Regierungschef Mariano Rajoy setzt das unter Druck, Hilfen aus dem Rettungsfonds zu beantragen – was mit weiteren Sparauflagen verknüpft wäre, die den Teufelskreis nur antreiben würden.
Die Ratingagentur Moody‘s, die vergangene Woche noch darauf verzichtete, die spanische Kreditwürdigkeit auf „Ramsch“ herabzustufen, versah am Dienstag die Regionen Andalusien, Katalonien, Murcia, Kastilien-La Mancha und Extremadura mit einem „negativen Ausblick“. Begründung: zu hohe Schulden, zu wenig Bargeldreserven.
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