: Soundcheck
SOUNDCHECK
Heute abend: Tony Poloo & The Warstop Band. Es sieht so aus, als ob die Reggaemusik jenseits des Insiderkreises eine Renaissance erlebt. Ausnahmsweise kommt der dreißigjährige Tony Poloo nicht von der karibischen Insel Jamaika, die als Quelle des Reggae gefeiert wird. Poloo ist im westafrikanischen Ghana geboren und spielte am Anfang lieber Fußball als Reggae. Seit 1979 lebt er in Hamburg, wo er 1985 die neunköpfige Combo Warstop ins Leben rief. Die Musik der Gruppe spiegelt die verschiedenen Kulturen und Musikinteressen der Mitglieder wieder. Die Musiker aus Ghana und Hamburg haben einen Stil entwickelt, der zwar auf Reggae-Fundament gebaut ist, aber mit Ska- und Rockelementen bereichert ist. Die zum Tanz einladende Musik ist in guter Reggaetradition mit sozialkritischen Themen gemischt. Heute wird die CD So much things to do präsentiert.
Markthalle, 20 Uhr
Heute und morgen Abend: Roy Nathanson & Anthony Coleman. Die Knitting Factory in Manhattan ist ein Ort, wo New Yorks Klangkünstler „experimentieren“, allen voran das Enfant-Terrible John Zorn und das Multi-Talent Fred Frith. Der als Mitglied der Lounge Lizards bekanntgewordene Saxophonist Roy Nathanson und der Keyboardspieler Anthony Coleman, 1
2der gelegentlich bei John Zorn kräftig auf die Tasten drückt, gehören zu dem Kreis der Musiker, die sich zwischen Punk-Jazz und Klezmer-Melodien wohl fühlen. Von der offiziellen Fachpresse müssen die Avantgardisten für ihren „Anti- Jazz“ und ihre „anarchistischen Ideen“ herbe Kritik einstecken. Die gleiche Erfahrung haben auch Anfang der sechziger Jahre die Ahnen des Free Jazz gemacht, als sie ebenfalls in einer heruntergekommenen Fabriketage musizierten. The coming great Millenium, die CD-Produktion der beiden, ist eine Mi-
1schung aus melodischen Nuancen und „schrägen“ Tönen. Wenn aus den Lautsprechern auch die kleinsten Schattierungen und Konturen einer unruhigen und introvertierten Welt zu erkennen sind, dann sollte es beim Konzert erst recht heiß unter den Füßen werden. Niko Theodorakopulos
Westwerk, jeweils 22 Uhr
Ab heute abend: 36-Stunden-Party im Kir. Jede Menge Frei-Kaffee werden diejenigen brauchen, die den diesjährigen Kir-Marathon in voller Länge mitlaufen wollen. Von heute abend bis Sonntag früh um zehn sorgen diverse Angebote für nicht enden wollende Unterhaltung. Der Bandwettbewerb am Samstag (18 Uhr) ist auf jeden Fall sehenswert. Dem Gewinner, den das Publikum ermittelt, winkt ein kostenloser Aufnahmetag in den Altona Studios. Entweder kann man dort eine neue Pop-Hoffnung bei ihrer Geburt erleben oder es wird so grauenhaft wie beim Techno- Wettbewerb vor ein paar Jahren. Ansonsten gibt es jede Menge Dissen-Muse zu hören - heute zum Beispiel mit der Hans Albers-Gedächtnisstunde. Allerdings stehen auch eine Plattenbörse, eine Game- Show und ein Auftritt der Theatertruppe Comedy Company, die mit ihrem Einakter „Das Klassen-Treffen“ gastiert, auf dem Programm. Der Eintritt beträgt für die gesamte Veranstaltung schlappe fünf Mark. ron
Kir, ab 22 Uhr
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