piwik no script img

■ SoundcheckCrash Test Dummies / Die Goldenen Zitronen

Heute abend: Crash Test Dummies. Nun kehren sie wieder, wo endlich alle wissen, wie man „Mmm, Mmm, Mmm, Mmm“ summt. Mit demselben schüchtern-ungläubigen Staunen in den Augen „Ja kann es denn wahr sein, daß ihr alle uns so toll findet“ bereist das Quintett aus Kanada weiter die Welt und breitet Wärme und Freundlichkeit über uns aus. Mit ihrer zweiten Platte God Shuffled His Feet, einer Dosis an Romantik, mit der selbst Herzen aus Stein Honigtränen der Entzückung absondern, ist der Band ein Album gelungen, aus der man jedes zweite Stück als Single auskoppeln könnte (jedes dritte ist bereits ausgekoppelt). Der akustische Klampfenrock mit Webstückchen aus Folk und europäischem Liedgut bleibt dabei frei von jeder Kumpelhaftigkeit oder von genialischem Auszicken und vor allem: er kennt keine fernwehhafte Weinerlichkeit, die den Neo-Folk oft so schrecklich pickelig werden läßt. Die Crash Test Dummies spielen einfach große, euphorische Rockmusik und umschiffen galant die Pfützen des Neides.

Große Freiheit, 21 Uhr

Heute abend: Die Goldenen Zitronen. Im Äther des politischen Anstandes und der moralischen Vorwürfe schwebt ein Raumschiff und sendet Signale bestehend aus bronzenen Worten und sozialistischer Rockmusik. Unten, auf dem Planet der „Ehrlichkeit“, stehen Empfangsschüsseln mit Gut/Böse-Polung und empfangen die frohe Botschaft aus Schlüsselbegriffen für den Zugang zur Heimstatt der letzten Gerechten. Große Schatten eines Wir-Gefühls zucken über die Wand und zeigen in Formen von Kunst und Karikatur die tödlichen Dimensionen des Kapitalismus auf. Aber auch die Unterhaltung soll nicht zu kurz kommen. Meine sehr verehrten Damen und Herren: Die Goldenen Zitronen.

Rote Flora, 21 Uhr

Außerdem: Die L.A.-Frauen-Band L7, die noch fieser als bisher klingen will (Markthalle).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen