■ Soundcheck: Hip Young Things und Beck
Gehört: Hip Young Things und Beck. Ein Weg, um es sich beim Schlechtfühlen gut gehen zu lassen: Die Platten von Ferryboat Bill oder Dinosaur Jr. hören und dann eine eigene Band anschieben. Die Hip Young Things beschritten einen solchen. Sie gingen während ihres Konzerts eine Straße aus Adoleszenten-Melancholie herunter. Die Bielefelder spielten Musik als Illustration zu Stichworten wie: „Die Größe der Seele eines Mannes“, „Der Overkill im Kopf und im Herz“ oder “Das Alleinseinwollen wg. des noch zu vollendenden Werks und das Nichtalleinseinwollen aus dem gleichen Grund“. Sie traten an, um einen eingepökelten Sound zu erhalten. Bildlich gesprochen: Zwei Gitarren bildeten zusammen die Skulptur eines Dröhnbasses. Da haben wir geschmunzelt.
Der Kalifornier Beck zeigte in der Großen Freiheit dafür vieles von dem, was sich nicht wenige berechtigt wünschen: Die Methode, Stücke für ihre Entstehung nicht zu schreiben, sondern gleich live aufzuführen. Beck entschied jeweils im Moment, ob und welchen der nicht fertigen und doch schon reifen Songs er spielen würde. Das Material flog dem Hippeling auch während des Auftritts nur so zu. Material, das sanft und erotisch in alle musikalischen Richtungen wehte, gleich ob Hard Rock gedroschen oder auf der Basis eines Folk-Songs surreal gepredigt wurde. Jungen und Mädchen versuchten unter Kreischen, Becks signalrotes Hemd, seine Cordhose oder die lustige Krawatte zu berühren. Die junge weiße Hoffnung instrumentierte währenddessen mit drei Mitspielern einen Weg, der vom selbstproduzierten Rumkrachen zu der manchmal auch aufreibenden Erkenntnis leitet, „alles machen“ zu können. Da haben wir gestaunt.
Kristof Schreuf/Foto: JMS
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