■ Soundcheck: Bobo In White Wooden Houses / Korn
Gehört: Bobo In White Wooden Houses. Sagt das eine wooden house zum anderen: Bobo is in the house. Da wundert sich das andere. Denn eigentlich wollte Bobo ja schon im Frühjahr kommen. Und zwar ins Logo. Da kam aber Bobos Baby dazwischen, so daß man sich und andere auf den tristen November ins Docks vertröstete. Viel zu groß, viel zu sehr Rock-Stall auch. Die Frage aller Fragen getrauen sich die beiden wooden Häuser nicht zu stellen, jedoch diese: Wird das jetzt so wundersam und -bar wie bei Björk? Planschte doch die letzte Bobo-Platte Cosmic Ceiling in Form einer uns probat erscheinenden Abkehr von Lagerfeuer-Folk-Rock und einer Hinwendung zu dem, was wir coole Musik nennen, mitten in unsere gitarrengeschundenen Herzen. Mit Samples und verwegenen Basteleien, Geräuschen kosmonautischen Anstriches und einer alle Krümel zusammenkehrenden Sahne-Pieps-Stimme. Und eben das klang ein bißchen wie Björk. Doch im öffentlichen Vortrag kommt unsere Frau im weißen Haus an einigen Holzwegen nicht vorbei. Mal spielt sie mit ihrem Lange-Haare-gehören-einfach-dazu-Gitarristen Rockkonzert und hüpft gar sonderbar durch die Tiefen der Bühne. Und wenn sie dann, wieder aus den Tiefen aufgetaucht, etwas, ja, hölzern muß man wohl sagen, die größtenteils unliven flirrenden Klänge qua Gesang zu untermauern – überbrücken? – versucht, steht sie allein da, und zwar auf unsicherem Terrain. Wer sich dort wohlfühlt, hat das Leben bis hierher verstanden.
B. v. Stuckrad-Barre/Foto: jms
Gehört: Korn. Etwas dramatisch ging es bei Rinderwahnsinn, dem Opener, schon zu. Während die Gitarren- und Rhythmussek-tionen mal voranpreschten, mal düster bremsten, war zu vernehmen, daß sich die Band offensichtlich auch mit Phänomenen wie Hexenjagd befaßt. Wohl eher auf metaphorischer Ebene. Paw gingen dann weitaus realistischer zur Sache. Bis ungefähr nach dem vierten Stück mag man sich selbst hin und wieder noch beim Mitwippen ertappt haben. Danach war jedoch Schluß. Das Prinzip des zwar melodischen, aber kehlig geröhrten MTV-Metal war leider in Kürze ausgereizt. In der Umbaupause vor Korn drängelten sich rund 15 Jugendliche direkt vor der Bühne. Sie konnten es scheinbar kaum erwarten. Beim ersten Ton richtete sich das Markthallen-Publikum zum Rocken auf. Sänger Davis flatterte mit den Armen, bemühte wenig später sogar einen Dudelsack, um ein Intro zu tröten. Die Kids erzitterten bei dieser Vielseitigkeit. Es fiel auf, wie viele Freunde sie schon haben.
Jan-Christoph Wolter
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