■ Soundcheck: Gehört: Foetus
Gehört: Foetus. Trotz Weltuntergang Spaß haben, Modell 80er. Jim Thirlwell, durch Ausdauer und Treue zum eigenen Schaffen institutionalisierter New Yorker Exzentriker, hielt vor der überschaubaren Schar von 200 Gläubigen eine Rock-Predigt. Vor Bannern mit comic-haften Symbolen der Ausbeutung posierte der Anti-Held als wahnsinniger Las-Vegas-Entertainer (bzw. als satanische Ausgabe von Helge Schneider) vor dunklen, entschlossen in die Saiten dreschenden Männern mit nicht weniger als drei Gitarren.
So ergoß sich psychedelisch ausufernder, derb-dickflüssiger Dröhn über die Menschen, und der bekanntlich durch und durch subkulturelle Künstler begab sich in die tiefsten Tiefen konservativen Liedgutes einschließlich Beatles und Alice Cooper.
Doch was sollte das von Thirlwell mit Scheinwerfern angestrahlte und vergeblich zur Hysterie aufgeforderte Publikum dazu tun? Sich dem schmutzigen Rock hingeben und mit Kopf und Hüfte den Unterdrückertanz zelebrieren? Oder paralysiert dastehen, sich gespalten und schlecht fühlen? Mit der Mehrheit entschied sich der Rezensent für Spaß, den hatte Foetus schließlich auch.
Holger in't Veld
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