■ Soundcheck: Gehört: Surrender Dorothy
Gehört: Surrender Dorothy Am Montag im Marquee zeigte sich, daß bei einer Band wie Surrender Dorothy, die sich ernsthaft als Authentizitäts-Artisten sieht, auch live die ein oder andere esoterische Plattitüde zu befürchten ist. Immerhin gelang Sängerin und Entertainment-Tier Rehgina (sic!) beim Rumhüpfen und Posen zuweilen sogar die Umattribution von Handeln auf Erleben und man nahm ihr die Ergriffenheit ab. Musikalisch ging es weniger hoch her, dafür aber umso bodenständiger. Auch wenn die Kanadier gern betonen, wie heavy sie doch seien, blieb es bei braver, technisch einwandfrei präsentierter 90er-Rockmusik, die in die Kategorie „Grunge light“ fällt. Abgegriffene Riffs, nichtinnovative Fetzer und bedrohlich schleimige Balladen wurden dabei vor allem dank Rehginas Rockröhre, die stark an Alanis Morissette erinnert und tatsächlich zuweilen beeindruckte, dem Bereich bloßer Langweiligkeit entzogen. Trotzdem hätte sich Rehgina Schauspielereien wie die Pseudo-Betroffenheit beim Schmalzer „I am“ sparen können. Sich derart hemmungslos ernst nehmende Gestenverliebtheit unplausibilisiert sich selbst und zeigt nur wieder, daß die Ära pathetischer Rockheroen vorüber ist. Christian Schuldt
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