■ Soundcheck: Hole
Gehört: Hole. Manche standen unschlüssig herum und fühlten sich beobachtet, andere wußten nicht, ob sie konsterniert verharren oder enthusiastisch ausbrechen sollten. Courtney Love und ihre Gruppe Hole spielten im Docks ein Konzert wie aus einem Triumphbogen heraus, apodiktisch und mit weiser Aggression. Manchem Tropf hörte man an seinen Zwischenbemerkungen an, daß er Loves Gesang in keinem Moment anders als eine unberechtigte oder unberechtigt große Forderung verstehen wollte. Vor der Bühne äußerten sich Leute, für die diese Band ihren Zuhörern die feistschweinische Machtphantasie erlaubte, daß der Tod (von Kurt Cobain) ein Meister aus dem Publikum sein kann.
Courtney Love machte klar wie sonst niemand, wieviele Forderungen nicht an ihrem Gehalt, sondern von ihren Grenzen aus be- und verurteilt werden. Das schien zuviel für solche, denen prächtige Musik den Mut zur anhaltenden Bewunderung nimmt. Es gab kein Konzert in den letzten vier Monaten, bei dem die Einsicht, daß das Gesungene stimmt und richtig ist, so nervöse Verwirrung stiftete.
Kristof Schreuf / Foto: JMS
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