■ Soundcheck: Louis Sclavis Sextett / Ernst Reijseger
Gehört: Louis Sclavis Sextett/Ernst Reijseger. Was richten Baßklarinette und Cello, zwei in der populären Musik eher verpönte Instrumente, in Virtuosenhänden an? Louis Sclavis, der auch die normale Klarinette und ein geknicktes Sopransax ins Spiel bringt, ist ein Alleskönner, Ernst Reijseger ein Genie fürs Ohr und ein Derwisch fürs Auge. Berauschend moderne, waghalsige Musik, die wohl nur für die beiden Geheimnisträger, die sie hervorbringen, berechenbar bleibt. Das Publikum laboriert fassungslos an diversen Glücksgefühlen herum.
Dann ist Pause im Studio 10. Die Getränkeausgabe obliegt dem Sicherheitsdienst. Hunger. Draußen noch immer Schlechtwetter. Drin geht das 311. NDR-Jazzkonzert mit dem Sextett von Sclavis, aber ohne Reijseger, in die zweite Runde.
„Les violences de Rameau“ basiert auf Kompositionen von Jean-Philippe Rameau (1683-1764) und führt jede Menge Dissonanzen vom französischen Königshof ad absurdum: ein sperrigeres Programm. Sclavis und seine grandiose Band mit Bruno Chevillon, Francois Raulin & Co. verfallen in Tugendhaftigkeit und kultivieren so ausgerechnet jene Akademismen, die sie dem europäischen Jazz schon mehrfach gründlich ausgetrieben hatten – zugunsten einer imaginären Folklore.
Das Rameau-Programm aber schreit eher danach, einen Sachverständigen beizuziehen. Wie wär's mit Alexander Kluge? „Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos.“ Andreas Schäfler/
Zeichnung: M. tom Dieck
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