■ Soundcheck: Gehört: Tool
Gehört: Tool. Ein konzertanter Versuch der paradoxen Kommunikation. Maynard James Keenan, Sänger und konzeptioneller Kopf der Metalrocker Tool, ist bekanntlich ein Freund gepflegter Ambivalenzen. Das seinem asketenhaft kahlgeschorenen Kopf entspringende Gedankengut trägt die widersprüchlichen Züge einer aufgeklärten Metaphysik. Die esoterische Vorstellung der Verknüpftheit von allem und jedem konnte deshalb auf der Bühne der sehr ausverkauften Großen Freiheit auch per Computeranimation als eine Art Live-Video vollzogen werden. Visionen kopulierender Kamele oder kosmischer Explosionen sollten die Musik katalysieren, die ihrerseits zerbrechliche Melodik und brachiales Metaltum zur Einheit brachte.
Einheitlich verschmelzen mit dem Gesamtkunstwerk der Show, dessen Teil er war, wollte auch Keenan. Den von Scheitel bis Fußsohle schlumpfig blau bemalten Körper gab er kontrolliert-konvulsivischen Windungen und Zuckungen hin und stilisierte sich so als Hauptcharakter seiner eigenen Freak-Show. Dominant war also die indirekte Form der Kommunikation, die das Paradox von Kommunikationsabbruch und -steigerung zur Entfaltung bringen will. Das hätte dann allerdings nicht auch noch pädagogenmäßig dem Publikum erklärt werden müssen: „Music is a high-er form of language, and we'll talk to you that way“. Die tatsächliche Intensität der Musik und deren unterhaltsame Darbietungsform aber ließen diesen Donnerstagabend zu einem guten werden.
Christian Schuldt/Foto: jms
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