■ Soundcheck: Gehört: Gus Gus
Gehört: Gus Gus. Das Licht kommt von unten. Wenn das grüne Licht von unten in das Gesicht des Sängers scheint, weiß man, daß es jetzt um Pop, um die große Geste geht. Und tatsächlich führte sich die isländische Kreativ-Kommune Gus Gus so auf, als wären sie schon veritable Rockstars. Sie zeigten Brusthaare, ruderten mit den Armen, rollten mit den Augen und umarmten die Welt oder die Hundertschaft Begeisterter vor der Bühne. Dabei spielten sie im Tonwerk, wo die Decke, wie es sich gehört, tief hängt, die Wave-Insignien aus Zillo-Tagen an den Wänden verblieben und die Barfrau Whiskey-Cola ausschenkt. Aber Gus Gus geht es nicht um einen bescheidenen, geduldigen Karriereaufbau. Sie wissen aus Großbritannien, daß etwas Großspurigkeit und vor allem Verwirrung nichts schadet. Und so rufen sie unverfroren visuelle und muskalische Einheiten aus dem Kollektivgedächtnis ab: Erasure, Bauhaus, Rammstein, Suzanne Vega. Das klingt gewollt. Ist es aber nur manchmal. Denn Gus Gus sind vor allem eine Deep-House-Band, die sich selbst an der Oberfläche mit Popgesten gut unterhält. Daher stimmt der Satz aus Angst essen Seele auf von Rainer Werner Faßbinder: „Manchmal Gus Gus gut.“Volker Marquardt
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