■ Soundcheck: Gehört: Tilman Rossmy
Gehört: Tilman Rossmy. „Kommt doch näher“, bat Tilman Rossmy sein Publikum im Knust mehrmals, sich nicht so in der Ecke zu verstecken. Doch sie blieben weit weg, weil sie seiner Musik nicht nahe waren. In den Gesichtern stand die Skepsis alter Fans seiner ehemaligen Band Die Regierung geschrieben. Seit Tilman Rossmy sich von der Regierungsbank verabschiedet hat und in Opposition zur Hamburger Schule gegangen ist, wittern viele Verrat. Er mache Schlager, klagen die Kritiker. Da würde er gern hinkommen, sagt Tilman Rossmy.
Auf der Bühne stand aber kein hüftschwingender Fönfrisurtyp, der die Geschmacksgrenzen bis zum Äußersten auslotet. Rossmy spielt keinen Schlager. Seine Musik ist nicht so einfach in Kategorien zu pressen. Irgendwo zwischen Schlager, Country und Pop bewegen sich seine Lieder. Er ist ein Cowboy, rastlos und immer auf der Suche nach seinem eigenen Weg. Über Liebe und Gefühle singt Tilman Rossmy – einfach, aber nicht affig. Langsam und vorsichtig wagten sich die ersten näher, Stück für Stück nach vorne. Spätestens bei „Body-Count-T-Shirt“kam das Publikum mit auf seinen Ritt durch die Prärie. Selbstbewußt trabte er anschließend über Unebenheiten locker hinweg. Sein Stück „Loswerden“improvisierte er als Gospel. Bei seiner Zugabe „Moderne Kunst“hatte Rossmy die Akkorde vergessen und mußte rappen. Aber das machte nichts. Schließlich war man sich jetzt ganz, ganz nah. Und der Cowboy hatte eine neue Herde gefunden.
Oliver Nachtwey
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