■ Soundcheck: Joe Jackson / Dr. Israel
Gehört: Joe Jackson Es war einmal ein junger Musiker, der machte sich Gedanken über die Liebe und das Alter und schrieb flauschige Pop-Balladen. Doch dann zog er sich zurück, sinnierte einige Jahre und beschloß schließlich, das vertraute Terrain der Pop-Musik zu verlassen und wandte sich klassischen Themen zu. Und so entstand Joe Jacksons neues Album Heaven and Hell. Am Donnerstagabend erbebte die Stuckdecke der Musikhalle unter seiner Interpretation der sieben Todsünden: exzentrisch, verschwenderisch, eruptiv. Die Licht- und Schattenseiten des Daseins wurden mit biblischer Brutalität ausgelotet. In chronologischer Reihenfolge zeigte sich nach vertrauten Songs wie Be My Number Two oder Nineteen Forever, daß auch Joe Jackson die Dramaturgie niedriger Bass-Frequenzen für sich entdeckt hat. Und das, obwohl es Jackson nach eigener Einschätzung schwer fällt, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Werke voller Kontraste und Paradoxien. Da wurde mit engelsgleicher Stimme ins Mikro gehaucht, um dann plötzlich zu irrem Getrommel den Ghettoblaster zu schultern. Das Publikum schien manchmal verwirrt von der urbanen Gewalt seiner Wahlheimat New York, die hie und da in Heaven and Hell durchschimmert. Eine Sequenz wurde sogar mitten auf dem Time Square aufgenommen. Auf die Frage, ob er auf sein neues Album stolz sei, antwortete Joe Jackson: „Stolz ist für mich die schlimmste aller Sünden.“
Carsten Hansen
Sonntag: Dr.Israel und das Trumystic Sound System lassen Sounds der New Yorker Electronic Post Hip Hop Revolution erwarten. Auf Rockers hi fi's Black Album brillierte Dr. Israel bereits mit Saidisyabruklynmon. Roots music, wie sie in der technologischen Gegenwart interpretiert werden muß. Jungle, Drum'n'Bass, Dub und Roots Reggae verschmelzen zu diffizilen Beats und subsonischen Bassläufen, daß die Hosenbeine flattern. Seine Botschaft ist das WORT, und damit kann er jonglieren. Auf sein Konto gehen Veröffentlichungen wie das Crooklyn Dub Consortium, Certified Dope Vol. I und II oder sein neuester Solo-Streich 7 Tales of Israel. Was in der Markthalle zu erwarten sein wird: Multimediale Bewußtseinserweiterung, fanatische Basslinien und jede Menge Shit. Mit dem Doktor werden Divaship, Soothsayer, O.H.M., Ish und Mutamassik auf die Bühne steigen, von denen sich die meisten bereits einen Namen in der New Yorker DJ-Szene gemacht haben. Unter Trumystic fanden sie zueinander, um den Geist der Menschheit zu befreien. Turn down the lights, turn up the bass, burn a spliff and check out the sound! cha
Sonntag, 21 Uhr, Markthalle
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