■ Soundcheck: Gilberto Gil
Gehört: Gilberto Gil. Eine Lehrstunde in Entertainment. So wie Gilberto Gils Konzert am Freitag in der Fabrik, so müssen Konzerte sein. Alles stimmte: Die Band war grandios, allen voran Schlagzeuger Jorghino Gomes, aber auch die beiden gelegentlich etwas albernen Percussionisten Leonardo und Gustavo dengelten und bollerten aufs Exquisiteste. Gil selber war ungewohnt schweigsam, seine Stimme ließ vor allem im Falsett erste Verschleißerscheinungen hören – aber mimmerhin ist der Mann Mitte 50! Dafür verwöhnte er seine Fans mit umso mehr fröhlichen Tanzeinlagen. Natürlich spielte er seine Hits, erlaubte sich aber auch weniger bekannte Highlights aus seinem riesigen Repertoire vorzuführen (wofür man ihm auch das unvermeidliche Wildern in Bob Marleys Songbook verzeiht).
Das Publikum war von erster Sekunde an in Partylaune – alles andere wäre auch undenkbar gewesen, und jenem Miesepeter, der anläßlich mitgesungener Refrains und anderer handelsüblicher Crowd-participation-Rituale etwas von „Ballermann“ murmelte, sei gesagt: Würden Mallorcas Bierschwemmen in Zukunft mit Gil beschallt, würde auch der stumpfste Schluckspecht als freundlicher Philosoph in die Heimat zurückkehren. Und noch etwas stimmte: Die Fabrik-Betreiber öffneten auch die zweite Etage für Publikum, so daß man eine Chance hatte, für seine 40 Mark Eintritt auch tatsächlich etwas zu sehen. Sollte dies wie angedroht tatsächlich Gils letztes Konzert in Hamburg gewesen sein, wird man ihn auf ewig in bester Erinnerung behalten.
Detlef Diederichsen
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