: Soundcheck
Gehört: The Handsome Family/Oh Susanna, Knust. Gewöhnliches, rotes Bühnenlicht, ein Mann und eine Frau mit schwarz geränderten Brillen spielen Folk und Country zu Beats vom Band: Es sind Brett und Rennie Sparks, eine schrecklich nette Familie, die Musik macht. Er hat eine Gitarre und singt laut, schön und zynisch. Sie schreibt Texte, spielt Harmonika, Bass, Zither. Mit ihrer Stimme färbt sie den Background der Lieder schön. Die handeln von hübschen kalten Skeletten, einer sexy Art zu Ertrinken oder auch von Weihnachten im Krankenhaus.
Scheinbar unwirsch und mitleidlos schicken Hand-some Family sich und ihre Helden auch durch die Stücke ihres sechsten Albums, Twilight, auch jetzt noch, nach ihrem Umzug von Chicago nach New Mexico. Auch der Pudel, der dachte, er sei ein Cowboy, zerstreut effizient Pathos und Schwärmereien. Das Publikum scheint gewalttätigem Axtschwingen und skrupellosem Brandschatzen zustimmend gegenüberzustehen. Man lacht, brummt mit, wiegt sich trotzig im Takt und verfällt zwischendurch fast unmerklich in melancholisches Schaukeln.
Als Oh Susanna folgt, geht ein Teil der Handsome Family-Fans nach Hause. Für ihre Platte Sleepy Little Sailor bekam die Songwriterin Suzie Ungerleider aus Toronto alias Oh Susanna viel positive Resonanz – besonders für ihre Stimme. Sie präsentiert sie alleine zur Gitarre. Auch sie kündigt Mordballaden an, dennoch berührt ihre Stimme beinahe reflexartig, wie es auch, sagen wir: Enya oder Andrea Bocelli tun. Man wird erfasst, ob man will oder nicht. Alle hören und staunen, man kann Gläser klirren und Streichhölzer fallen hören: Ein Hamburger Publikum lauscht mit geschlossenen Augen.
Dann spielen noch einmal Handsome Family. Rennie, die mit einer kleinen schwarzen Handtasche auf die Bühne trabt, will ein bestimmtes Lied nicht spielen und verlässt die Bühne gleich wieder. „Während du dich draußen amüsiert hast, habe ich hier gearbeitet“, sagt Brett. Dann spielen sie doch noch ein Stück: eines, das Rennie besser gefällt. Anne Otto
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen