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Sosnowi Bor schließen

■ Estland kritisiert Moskaus Informationspolitik

Helsinki/Moskau (afp) — Estland hat am Donnerstag auf dem Außenministertreffen der KSZE zusammen mit Finnland die Schließung des defekten russischen Atomreaktors in Sosnowi Bor gefordert. Estnische Experten hätten bereits in den vergangenen zwanzig Monaten beobachtet, daß Radioaktivität aus dem Reaktor entweiche. So hieß es in einer Protestnote, die der russischen Botschaft in Helsinki übermittelt wurde. Der estnische Außenminister Lennart Meri kritisierte die „Nachlässigkeit“ der russischen Behörden, die Estland nicht über den Zwischenfall informiert hätten. In einigen estnischen Städten im Nordosten habe sich die radioaktive Gammastrahlung nach dem Freiwerden der radioaktiven Gase in Sosnowi Bor verdoppelt.

Auch Finnland monierte, daß es erst zehn Stunden nach dem Störfall unterrichtet worden war. Finnische Wissenschaftler hatten schon fünf Tage vor der Reaktorpanne einen erhöhten Wert an radioaktivem Jod in ihrem Land gemessen. Deshalb war der Verdacht aufgekommen, daß schon vor dem Vorfall vom Dienstag in Sosnowi Bor etwas nicht in Ordnung gewesen sei. Russische Atomwissenschaftler hatten jedoch abgewiegelt.

Ebenso sprach sich beim KSZE- Treffen der Konstrukteur des Reaktors von Sosnowi Bor, Jewgeni Adamow, dagegen aus, Anlagen diesen Typs abzuschalten. Die Technologie dieses Reaktortyps sei durch den Zwischenfall nicht in Frage gestellt, sagte Jewgeni Adamow. Er wies gleichzeitig darauf hin, daß den Atomkraftwerken das Geld für Ersatzteile fehle.

Um die Schäden, die durch den Störfall im Atomkraftwerk Sosnowi Bor entstanden sind, genauer zu untersuchen, will Japan eine Regierungskommission nach Rußland schicken. Das kündigte der japanische Ministerpräsident Kiichi Miyazawa am Freitag an. Die Kommission, die eigentlich erst im Mai nach Rußland fahren sollte, um die Sicherheit der dortigen Atomreaktoren zu untersuchen, werde nun früher entsandt. Sie solle feststellen, welche technische Hilfe notwendig sei, hieß es. Die japanische Regierung hatte Ende vorigen Jahres angekündigt, sie werde 460.000 Dollar bereitstellen, um die Sicherheit in den Kernkraftwerken der ehemaligen Sowjetunion zu verstärken. Japan verfügt selbst über 41 laufende Atomreaktoren, die mehr als ein Viertel der Energie des Landes liefern. Elf weitere Reaktoren sind im Bau.

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