: Sorglosigkeit unter Tage
ASSE Landtagsopposition sieht Leichtfertigkeit im Umgang mit strahlendem Abfall
Im einsturzgefährdeten Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel ist nach Überzeugung der Opposition im niedersächsischen Landtag leichtfertig mit radioaktiven Abfällen umgegangen worden. Das gehe aus der Befragung von Bergleuten im Asse-Untersuchungsausschuss hervor, hieß es gestern in Hannover. Eine Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter sei in Kauf genommen worden, sagte der Sprecher der SPD-Abgeordneten im Ausschuss, Detlef Tanke. Auch Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel sieht Hinweise auf sorgloses Vorgehen. In der Asse lagern rund 126.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktivem Abfall.
Der ehemalige Bergmann Robert Ahrens sagte aus, die Bergleute seien nicht immer verpflichtet gewesen, unter Tage Messgeräte zum Strahlenschutz zu tragen. Zudem hätten in einem Zeitraum von mehreren Jahren „zwei- oder dreimal“ Gabelstapler-Fahrer pausieren müssen, um ihre Strahlenbelastung zu verringern.
Auch Atommüll-Fässer seien bei der Einlagerung teils mit einer erhöhten radioaktiven Strahlung belastet gewesen. „Das mit der erhöhten Strahlung ist selten vorgekommen“, sagte Ahrens. Er sprach von einigen angelieferten Fässern. Diese Behälter seien gereinigt und besonders abgeschirmt worden, sagte Ahrens. Er hielt die Sicherheit und den Arbeitsschutz unter Tage für ausreichend. Sorgen wegen der radioaktiven Strahlung habe er sich nicht gemacht.
Ahrens’ Kollege Manfred Hesse sagte, Kontaminationen seien nicht der Rede wert gewesen für Menschen, die ständig mit Radioaktivität zu tun hätten.
Der im Juni eingesetzte Untersuchungsausschuss will sich von Dezember an vor allem mit der politischen Verantwortung für die Asse beschäftigen. Zuerst soll Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) aussagen, auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) ist als Zeugin vorgesehen.
Der SPD-Abgeordnete Tanke rechnet damit, dass sich der Ausschuss bis zum Sommer kommenden Jahres mit Zeugenbefragungen befassen wird. Ende 2010 könnte dann die Arbeit beendet werden. (dpa)