Sonderpreis Klima und Gesundheit: "Manche sehen uns als Störfaktor"

Psychologists und Psychotherapists for Future wollen die gesellschaftliche Resilienz in der Klimakrise stärken.

Psy4Future ist für den Sonderpreis Klima und Gesundheit nominiert Bild: Psychologists/ Psychotherapists for Future

Von Leonie Sontheimer

April 2019, in Deutschland veröffentlicht Fridays for Future erstmals klare Forderungen an die Politik, immer mehr Gruppen bilden sich, um diese Forderungen zu unterstützen. In einer Facebookgruppe mit vielen Psychotherapeutinnen schlägt Mareike Schulze vor, die Psychologen for Future zu formieren – und stößt auf Unverständnis und Gegenargumente. Aber sie findet auch eine Verbündete: Gemeinsam mit Lea Dohm gründet sie kurz darauf die Psychologists und Psychotherapists for Future (kurz Psy4F).

Anderthalb Jahre später haben sich ihnen über 600 Kolleg*innen angeschlossen. „Wir bekommen nach wie vor Gegenwind, manche sehen uns als Störfaktor, weil wir uns politisch äußern. Aber das hält uns nicht auf“, sagt Katharina van Bronswijk, Sprecherin von Psy4F und selbst Psychologin. Gerade im Diskurs mit Naturwissenschaftler*innen merke van Bronswijk immer wieder, wie gefragt ihre sozialwissenschaftliche Perspektive sei. Beispielsweise bei der Frage, warum der gesellschaftliche Wandel so schwer fällt, obwohl das Wissen längst da ist, dass er nötig wäre.

Im Jahr 2020 gibt es erstmals einen Sonderpreis im Bereich Klima und Gesundheit.

Psy4F sehen es als ihre Aufgabe, sich mit ihrem Wissen in die Klimadebatte einzubringen und die gesellschaftliche Fähigkeit zur Resilienz zu stärken. Dazu gehört nach eigenen Angaben, das Bewusstwerden der Klimakrise und den emotionalen Umgang damit zu fördern sowie konstruktives Handeln zu ermöglichen

Strategien für das Miteinander

„Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, wie das höher, schneller, weiter die Menschen tatsächlich krank macht“, sagt Lea Dohm, die in der Nähe von Hannover eine Praxis für Psychotherapie führt. „Und auch das Thema Klima findet mehr und mehr Einzug in unsere Behandlungsräume. Es hängt alles miteinander zusammen.“ Lea Dohm unterstützt ihre Patient*innen darin, einen Bezug zu den eigenen Gefühlen aufzubauen und die eigenen Emotionen ernst zu nehmen. Als Psychotherapeutin kann sie Menschen aber auch außerhalb der Therapieräume darin beraten, wie sie beispielsweise erfolgreicher kommunizieren oder Konflikte in der Gruppe angehen können.

Deswegen bieten Psy4F auch Gesprächskreise und Beratung für Klima-Engagierte an. Interessierte können sich per Mail an die Unterstützer-AG wenden. Es gibt einen Telegram-Kanal, wo virtuelle Gesprächskreise angekündigt werden. Vertreter*innen von den Psy4F waren dieses Jahr außerdem beim Klimacamp in Augsburg und den Baumbesetzungen im Dannenröder Wald, um vor Ort mit ihrer Expertise zu unterstützen.

Der taz Panter Preis – das ist der Engagementpreis der taz Panter Stiftung. Seit 2005 werden zwei mit 5.000 Euro dotierte Preise für zivilgesellschaftliches Engagement verliehen.

 

Nach einer einjährigen Pause ist der Panter Preis 2020 mit neuem Konzept zurück. Der diesjährige Schwerpunkt ist Klimaschutz.

In ihrer eigenen Organisation wenden die Psy4F übrigens schon einige Tricks für ein resilientes und nachhaltiges Miteinander an. So erzählt Lea Dohm, dass sie Zoom-Konferenzen immer mit einer Runde beginnen, in der alle kurz erzählen, wie es ihnen geht. Zum Abschluss gibt es dann eine Wertschätzungsrunde. Bei der Frage, was Lea Dohm und Katharina van Bronswijk an den Psy4F schätzen, sind beide zunächst bescheiden. „Wir sind mutig“, sagt Lea Dohm dann. „Wir machen etwas, das es in unserer Berufsgruppe über Jahrzehnte nicht gegeben hat. Wir mischen uns ein. Weil es nötig ist!“