■ Sommersmog macht's möglich: Rot-Grün!
Ozon reizt nicht nur Schleimhäute und Atemwege. Die aggressive Verbindung aus drei Sauerstoffatomen greift offenbar auch politische Konstellationen an – in diesem Fall die Große Koalition. Das Berliner Regierungsbündnis aus CDU und SPD hält der seit Wochen andauernden Ozonbelastung, die maßgeblich von Autoabgasen verursacht wird, nicht stand. Gestern trennten sich die Sozialdemokraten kurzzeitig von ihrem Partner, um mit Bündnis 90/Die Grünen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz Fahreinschränkungen und -verbote zu fordern, damit die Ozonwerte reduziert werden. Führt etwa der Sommersmog zu einer rot-grünen Minderheitsregierung wie in Sachsen-Anhalt?
Die Grünen verhehlten selbstredend nicht, daß sie „schon immer für ein Reformbündnis mit ökologischem Schwerpunkt“ gewesen seien. Tante SPD dementierte dagegen, daß sie Offenheit für sachsen-anhaltinische Verhältnisse signalisieren wolle: „Wir stimmen ja nicht ab gegen die CDU.“ Aber wenn die CDU sich dem rot-grünen Ozonbündnis nicht beuge, drohte Umweltpolitiker Wolfgang Behrendt, werde man einen überfraktionellen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen. Den will auch die PDS unterstützen. Zustände wie in Magdeburg? Und sollte die jetzige Landesregierung über das dreiatomige Sauerstoffmolekül stürzen, sagte gestern PDS-Chefin Petra Pau, könnte sie sich die Tolerierung einer rot-grünen Verbindung vorstellen. Sachsen-Anhalt litt gestern jedenfalls an der größten Ozonfabrik Deutschlands: Der Wind aus Nordost wehte einen Teil des Ozons Richtung Magdeburg. Dirk Wildt
Siehe Bericht auf Seite 18
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