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Archiv-Artikel

Sommerloch bis Winterpause

Wirtschaftswachstum läuft am Arbeitsmarkt vorbei: Im November waren 4.257.300 Menschen arbeitslos gemeldet. Dass es nicht mehr sind, liegt an 1-Euro-Jobs

NÜRNBERG dpa/rtr ■ Der Arbeitsmarkt kommt nicht in Schwung. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte im November 4.257.300 arbeitslose Männer und Frauen. Dies seien rund 50.800 mehr als im Oktober und 73.700 mehr als vor einem Jahr, berichtete BA-Chef Frank-Jürgen Weise gestern. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 Punkte auf 10,3 Prozent. Der saisonbereinigte Anstieg fiel mit 7.000 geringer aus als im Vormonat, allerdings vor allem wegen der Zunahme von 1-Euro-Jobs. Unverändert ist die Kluft zwischen Ost und West: Im Westen lag die Quote bei 8,3 Prozent, im Osten bei 17,7 Prozent.

Das moderate Wirtschaftswachstum reiche noch nicht aus, um dem Arbeitsmarkt die erhofften Impulse zu geben, sagte Weise: „Das Problem ist, dass derzeit vor allem große Unternehmen Arbeitsplätze abbauen.“

„Unser Zwischenziel, den Anstieg der Arbeitslosenzahlen zu stoppen, ist fast erreicht“, sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement. Insgesamt bleibe die Lage aber angespannt. Zugleich sagte er Saisonentlassungen den Kampf an. Jährlich würden mehr als 500.000 Arbeitnehmer kurzfristig entlassen, um nur wenig später vom selben Unternehmer wieder eingestellt zu werden.

Die CDU warf der Regierung vor, „ohne statistische Tricks“ die höchste Arbeitslosigkeit in einem November seit 1990 ausweisen zu müssen. Die Zahl läge um 208.000 höher als im November 2003, wenn man bereits damals Teilnehmer an Trainings nicht als arbeitslos gezählt hätte.

Neben der neuen Erfassung entlasten auch neue Instrumente die Bilanz: So stieg die Zahl der Bezieher von Arbeitslosenhilfe im Programm „Arbeitsmarkt im Aufbruch“ auf 104.500. Von ihnen übten 68.400 einen 1-Euro-Job aus. Dagegen belasten die Bilanz erwerbsfähige Sozialhilfeempfänger, die sich im Vorgriff auf Hartz IV arbeitslos meldeten. Die BA befürchtet, dass die Arbeitslosenzahl wegen dieser Neuzugänge Anfang 2005 auf 5 Millionen steigen könnte.

Die Erwerbstätigkeit nahm im September um 209.000 auf 38,7 Millionen zu. Der Anstieg kann aber nicht konjunkturell gedeutet werden, sondern beruht fast ausschließlich auf Zunahme selbstständiger Tätigkeiten und geringfügiger Beschäftigung.

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