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Solidarität-betr.: "Mit Tröten und Trillern, taz vom 7.9.88 und Leserbrief vom 15.9.88

Betr.: „Mit Tröten und Trillern,

taz vom 7.9.88, S. 5 und Leserbriefs. vom 15.9.88

Mag sein, daß Williers Berichterstattung von der Stuttgarter Theaterhaus-Veranstaltung zum Thema IWF den durchaus legitimen Anliegen der Störer nicht gerecht geworden ist. Eine andere Frage ist die, ob ein Veranstalter, dem sicher niemand unterstellen wird, mit IWF und Weltbank kooperieren zu wollen, das Recht hat, die Form einer Veranstaltung selbst zu wählen. Die unterstellte Naivität, man sei davon ausgegangen, die Banker bekehren zu können, besteht wohl so wenig wie irgendwelche Symphatien für solche Herren. Dem interessierten Publikum aber hätte es vielleicht doch was bringen können, die IWFler mit qualifizierter Kritik an ihrer Politik konfrontiert zu sehen, und das Zusammenbrechen des argumentatorischen Kartenhauses einer chauvinistischen und ignoranten „Dritte-Welt„-Politik zu erleben. Wenn man der Meinung ist, daß die Weltbanker Verbrecher sind, dann sollte man diejenigen, die sie mit Argumenten bekämpfen, ebenso gut unterstützen wie diejenigen, die das mit anderen Mittel tun. Geht es also wirklich um linke Solidarität gegen eine verhaßte Politik imperialistischer Staaten? Wo waren die Kritiker der Theaterhaus-Veranstaltung, als das Zeitungsprojekt 'extra-Blatt‘ im Rahmen des U&D eine Diskussion zum selben Thema veranstaltet hat? Da saßen freilich nur Linke der verschiedensten Richtungen und Vertreter von betroffenen Staaten auf dem Podium. Wenn man Aktionsformen von Gruppen, die zumindest auf der gleichen Seite stehen, schon nicht akzeptieren will, könnte man sie doch tolerieren und eigene Aktionsformen als andere, zusätzliche Möglichkeit durchführen. Die lachen sich doch einen Ast, die IWFler, wenn sich die Linken schon wieder gegenseitig auf die Köpfe hauen. Vielleicht ist es ja gerade deshalb so attraktiv, auf deutschem Boden zu tagen, weil dieses Phänomen hier so überaus präzise prognostiziert werden kann. Man weiß hier halt, was man an seinen Linken hat. Aber diesen Gefallen muß man denen doch nicht immer tun.

Hartmut Zeeb, Stuttgart

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