: Solare Schattenspiele
Gute Aktie – schlechte Aktie: Bei Solartiteln müssen Anleger jetzt genau hinschauen. Besonders Wertpapiere, die internationale Märkte im Blick haben, könnten weiter durch Wachstum glänzen
VON KATJA APELT
Noch bis vor wenigen Monaten wähnten sich Anleger mit Depots voller Solaraktien auf der sonnigen Seite des Kapitalmarktes. Doch zwischen Mai und Juni verfinsterte sich auch für sie der Ertragshimmel. Viele als ökologisch wertvoll bezeichnete Titel rutschten zum Teil bis zu 50 Prozent in die Tiefe. Die Gewinne schmolzen mit den ersten warmen Sonnenstrahlen buchstäblich dahin.
Seit Sommerbeginn erholen sich einige Titel nun zwar von ihren Rückschlägen. Doch mancher sonnenverbrannte Anleger will jetzt lieber einen hohen Lichtschutzfaktor für sein Depot. Und das zu Recht. Denn das Ende des Höhenflugs zeigt, dass die Branche zusehends in Unruhe gerät. So scheint es, als hätten die beiden Boomjahre 2004 und 2005, in denen in Deutschland rund 73 Prozent der heute existierenden Solarstrom-Kapazitäten aufgebaut wurden, den Markt der Solarkomponentenhersteller in Deutschland in eine extreme Schieflage gebracht.
So ergab eine Studie von Photon Consulting, dass im Siliziumgeschäft, dem Geschäft mit dem Hauptrohstoff für die Solaranlagen, in diesem Jahr Gewinnmargen vor Steuern von 53 Prozent erzielt werden können. Auch die Zell- und Wafer-Hersteller wie Q-Cells oder Solarworld, die den Rohstoff zu Komponenten weiterverarbeiten, sind mit Gewinnmargen von durchschnittlich 36 Prozent sehr gut bedient. Sie profitieren nicht nur von sinkenden Produktionskosten. Durch die riesige Nachfrage nach Anlagen war in den vergangenen Jahren das Angebot der Komponenten so stark verknappt, dass manche Hersteller ihre Preise fast selbst bestimmen konnten.
Leidtragende sind aber Modulhersteller wie Aleo oder Solon. Sie geraten zunehmend zwischen die Mühlsteine der Komponentenlieferanten einerseits und der weniger zahlungswilligen Kunden andererseits.
Denn wer heute eine neue Solaranlage plant, ist weitaus weniger spendabel als noch vor zwei Jahren, zumal die Förderung von Sonnenanlagen stetig sinkt. Das macht den Bau einer Anlage von Jahr zu Jahr unrentabler. Insbesondere dann, wenn die Anlagenpreise hoch bleiben.
„Die Preise für Solarstromanlagen müssen deutlich sinken, damit der Schwung, der gerade in den Solarstrommarkt gekommen ist, nicht jäh ausgebremst wird“, sagt Bernd Schüßler, Sprecher des Solar Verlages. Schließlich seien die Unternehmen in den vergangenen Jahren in erster Linie durch die Förderprogramme gewachsen. Den deutschen Markt zu erhalten liege schließlich auch im Eigeninteresse der Unternehmen.
Der Bund investiert derzeit einiges in die Einführung der Sonnenenergie. 36,5 Prozent aller Förderungen für erneuerbare Energien entfallen auf den Sektor. Zum einen gibt es günstige KfW-Mittel zum Bau der Anlagen. Zum anderen profitieren Bauherren von den hohen Einspeisegebühren, für die letzten Endes alle Stromverbraucher gemeinsam aufkommen. Dennoch sank die Rentabilität der Anlagen in den vergangenen Jahren deutlich von rund 8 auf 2 Prozent.
Mancher Analyst sieht da nun dunkle Wolken für den international bedeutendsten Sonnenenergie-Markt hierzulande heraufziehen. „Die Preise könnten in Deutschland unter Druck geraten“, sagt der Solarexperte des Bankhauses Sal. Oppenheim, Stephan Wulf. Da sei es wichtig, dass sich Unternehmen auch international orientierten. Chancen sieht er besonders in den USA, Spanien, Italien und Südkorea. International gut aufgestellt sei etwa Ersol, die gerade einen großen Auftrag aus den USA erhalten hätten. Aber auch für Q-Cells und natürlich Solarworld gebe es gute Chancen.
Auch Schüßler schätzt, dass die Importe von Solarmodulen die Exporte deutlich übersteigen. Aber selbst Unternehmen, die vordergründig das Auslandsgeschäft vorantreiben, hängen im Endeffekt wieder am deutschen Markt, ein ausgewogenes Auslandsengagement sei daher wichtig: „Marktkenner sagen, dass mancher deutsche Zellhersteller zwar seine Komponenten in andere Länder und Kontinente liefert, dass ein Großteil dieser Zellen weiterverarbeitet zum Modul wieder auf dem hiesigen Markt landet.“
Durch den weiten Transport entstünden zudem zusätzliche Kosten, die durch eine Produktion vor Ort eingespart werden könnten. „Die ausländischen Niedriglöhne könnten deutsche Hersteller durch hohe Automatisierung parieren“, so Schüßler. Und so mancher Modulhersteller hierzulande dürfte sich zudem über ein paar zusätzliche Zellen freuen. Denn wer in den vergangenen Jahren keine langfristigen Kontrakte mit Zell- und Wafer-Herstellern abgeschlossen hat, muss die knappen Komponenten wegen der hohen Nachfrage teuer am Markt kaufen. Experte Wulf ist daher auch für manche Unternehmen weniger optimistisch.
Doch vielleicht ist schon Nachschub in Sicht. Marktbeobachter sehen nach dem totalen Abverkauf der Komponenten in den vergangenen beiden Jahren wieder erste Anzeichen von Lagerhaltung. Wenn die Anbieter nicht versuchen, das Angebot künstlich zu verknappen, könnten die Preise in Deutschland nun langsam wieder sinken. Damit kann der Markt weiter wachsen und Anleger können wieder mehr Sonne ins Depot legen.