Software-Geschäft: Können wir Microsoft bald abschalten?

Ob an die Konkurrenz oder an Open Source, Microsoft hat Marktanteile verloren - und ist trotzdem noch mächtig

Wird sich Microsoft als Markführer in den Einkaufsregalen in Zukunft halten können? Bild: Reuters

BERLIN taz Wenn man sich im Silicon Valley umhört, wie dort Microsofts Position eingeschätzt wird, bekommt man recht einhellige Antworten: Mit seinen 80.000 Mitarbeitern sei Microsoft ein monolithischer Kraftprotz, dem die Innovationskraft abhanden gekommen sei. "Microsoft könnte das Software-Geschäft verlieren, wie IBM einst das PC-Geschäft", meint etwa Carl Howe vom Fachdienst Seeking Alpha.

Dass diese Einschätzung nicht völlig unwahrscheinlich ist, konnte man Ende vorigen Jahres beim neuen Betriebssystems Vista erleben. Dessen Einführung war mehrfach verschoben worden, und als es auf den Markt kam, hatten viele Experten den Eindruck, dass es nur ein Abklatsch von Apples innovativem Mac OS X sei. Und Benutzer fragten sich, warum sie das neue Betriebssystem brauchen sollten, da es wenig Neues biete.

Diese Stimmung schlägt sich auch in den Bilanzen nieder: Marktforschern zufolge wurden von Vista 60 Prozent weniger Kopien verkauft als im gleichen Zeitraum Kopien des Vorgängers Windows XP. Auch die neue Version des Büropakets Office ist keineswegs ein Verkaufsschlager wie die vorigen Varianten.

Doch man darf nicht vergessen, aus welcher Marktposition der Konzern solcherlei Niederlagen hinnehmen muss. Nach wie vor beherrscht das Unternehmen 90 Prozent der Desktop-Betriebssysteme und können es sich große PC-Hersteller nicht leisten, ein anderes Betriebssystem als Windows zu installieren. Eine ähnliche Stellung hat Office inne.

Dennoch droht Microsoft inzwischen wesentlich härtere Konkurrenz als früher. Dank des Internets verbreitet sich das Wissen über Alternativen zu dem Angebot des Softwareriesen erstaunlich schnell. Ubuntu, eine einfach zu nutzende Variante des einst als "zu schwer für Einsteiger" verschrienen Open-Source-Betriebssystems Linux, gewinnt immer mehr Freunde. Auch in Büros gibt es mit Produkten wie "Open Office" gut funktionierende Alternativen, die selbst deutsche Landesbehörden interessant finden.

Im Streit um den "Windows Media Player" schließlich, um den es im EU-Verfahren neben der Monopolstellung bei Server-Technik hauptsächlich ging, hat Microsoft ebenfalls Konkurrenz bekommen: Mit seinem Musikspieler iPod und der dazugehörigen iTunes-Software hat Apple sogar am PC den Konzern ein, wenn nicht gar überholt. Microsoft wird trotzdem nicht von heute auf morgen verschwinden. Die Marktmacht ist noch immer zu groß. Das Wort "PC" bedeutet heute noch vor allem: Windows.

BEN SCHWAN

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