So wird die Berlinale: Die Clooney-Frage
Die Macher der 64. Filmfestspiele in Berlin stellen ganz offiziell das Berlinale-Programm vor. Es leidet unter Kriterienlosigkeit.
Wichtigstes zuerst bei der Berlinale-Pressekonferenz: Kommt Clooney? Clooney kommt! Seit der Hollywoodstar 2003 das Festival im Sturm erobert hat, gilt dessen Präsenz als zentrales Kriterium für das Gelingen eines Jahrgangs – zumindest unter Teilen der versammelten Presse, die diesmal, ungewohntes Spiel, Fragen gleich eingangs stellen soll, bevor Festivaldirektor Dieter Kosslick und seine Sektionsleiter ihr Programm präsentieren.
Das ungewohnte Protokoll führt neben der Clooney-Frage und kritischen Aufzählungen von Versäumnissen – von favorisierten sozialen Kämpfen bis zum, was Kosslick tatsächlich kalt erwischt, Mauerfall-Jubiläum – auch zur Frage nach dem „roten Faden“.
Hier spielt sich das Podium die Bälle zu: Kosslick – bemerkenswert verzettelt wie lange nicht mehr – konstruiert sich mühsam eine historische Linie in den deutschen Wettbewerbsbeiträgen, von Dominik Grafs heiß erwartetem Schiller-Drama „Die geliebten Schwestern“ bis zu Filmen über deutsche Soldaten in Afghanistan.
Vom 6. bis zum 16. Februar wird es in der taz täglich Sonderseiten zur Berlinale geben.
Daneben gebe es viele Beiträge mit Kindern und Jugendlichen, die auch in der Jugendfilmsektion laufen könnten. Deren Leiterin Maryanne Redpath bestätigt diese Kriterienlosigkeit – nur dass bei ihr eben auch Minderjährige Zutritt haben.
Wenn Wieland Speck, Progammleiter Panorama, weitere Themenfilme aufzählt, sind die Sektionsgrenzen vollends eingeebnet. Folgerichtig erklärt Linda Söffker von der Perspektive Deutsches Kino, unter Verweis auf die Präsenz vormaliger Ziehkinder in den prestigereicheren Sektionen, die eigene zur zuarbeitenden Talentschmiede. Die Berlinale, ein einziger Gemischtwarenladen?
Regelbruch ohne Regeln
Für die Spannungen eines vitalen Festivals muss man genau hinhören: Bedächtig positioniert Christoph Terhechte das Forum als Gegenpol zum Format- und Themenkino: Hier kenne „auch der Regelbruch keine Regeln“.
Auch die materiellen Grundlagen des Kinos stehen dieses Jahr zur Disposition: Erstmals wird das Festivalprogramm via Glasfaserkabel aus einem Rechenzentrum auf die Leinwände gestreamt. Rainer Rother von der Retrospektive hebt indes hervor, dass seine Sektion noch immer weitgehend klassisch von 35-mm-Filmen bestritten wird.
Die befasst sich in diesem Jahr mit der Genese der Licht- und Schattenästhetik im Austausch nationaler Filmkulturen. Als Filmfreund ist man gut beraten, diese Reihe genauer ins Auge zu fassen – insbesondere nach dieser Pressekonferenz mit wenig Licht und sehr viel Schatten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!