So viel Kritik muss seinJan Zier über„2D – dramatic dimensions“ in der Kunsthalle: Kein Dialog auf Augenhöhe
So eine Ikone ist ja erstmal was eher Statisches, mithin Untänzerisches; aber auch damit lässt sich im Tanztheater gut arbeiten, genauso wie mit dem Pathos, dem Kult und der Verehrung, der ihr anhaftet. Im Falle der Inszenierung „2D – dramatic dimensions“ der Choreografin und Tänzerin Magali Sander Fett verbleibt das alles aber eher im Ungefähren.
Zusammen mit Till Botterweck von Urbanscreen wollte das TanzKollektivBremen die Ikonen-Ausstellung in der Kunsthalle nutzen, um ebenda durch „performative Assoziationen“ 20 der 60 gezeigten Kunstwerke lebendig werden zu lassen und „in ihrer Behauptung und Aussage zu verändern und erweitern“.
Ein Dialog zwischen darstellender und bildender Kunst also sollte es ein. Und bei „Einunddreißig Skizzen“, einer Inszenierung von Magali Sander Fett, die auf Zeichnungen Johann Kresniks beruhte, hatte das auch schon mal ganz gut funktioniert.
Manchmal gelingt es der Tanzperformance auch, die zweidimensionalen Werkprojektionen klug in den Raum hinein zu erweitern. Es gibt einige sehr schöne, aber eben auch allerlei eher vage Bilder in dieser Inszenierung. Die sind allesamt nett anzusehen, fügen sich aber zu keinem Ganzen zusammen. Magali Sander Fett, Miroslaw Zydowicz, Neus Ledesma und Anton Rudakov tanzen in nur einer Stunde ihre Reflexionen zu – leider: allzu vielen verschiedenen Arbeiten in dieser Ausstellung, ohne dass ein roter Faden, eine eigene Position zum Thema so recht ersichtlich würde.
Hinzu kommt, dass auch das eher minimalistische Sounddesign von Jonas Wiese auf der provisorischen Bühne im Erdgeschoss nicht ohne den vielstimmigen Chor im Hintergrund auskommt, mit dem die Installationskünstlerin Janet Cardiff die Kunsthalle flutet – aus 40 Lautsprechern schallt ständig die Motette eines Renaissance-Komponisten. Und so ist dieser Dialog der Künste am Ende keiner, der auf Augenhöhe stattfindet.
Dienstag, 20 Uhr, Kunsthalle
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