So viel Kritik muss sein: Benno Schirrmeister übers Opernchorkonzert: Schwereloser Lobpreis
Künstlerpech ist es, wenn ein Wirbel des Sologeigers kurz vorm Auftritt verrutscht: Von etwa vier Metern über der Bühne im Goetheplatz-Theater soll Reinhold Heise im Sanctus der Trauermesse von Gabriel Fauré schwindelerregend hoch diese himmlischen Violinmelismen spielen, hinein in den Chor. Aber beim Aufstieg aufs Podest muss er irgendwo dagegen gestoßen sein, und jetzt versucht er, so gut es geht, die Missstimmung auszugleichen, was bei der Premiere am Sonntag einfach nicht ganz gelingen will.
Leider. Denn auch musikalisch leuchtet Vendula Novákovás szenische Idee ein, diese filigrane Melodie von ganz weit oben hinuntertönen zu lassen in den harmonisch ort- und schwerelosen Lobpreis, den die SängerInnen unter Leitung von Alice Meregaglia angestimmt haben.
Sonst darauf spezialisiert, dramatischen Höhepunkten der Opern die nötige Wucht zu verleihen, hat sich das Ensemble an ein kammermusikalisches Programm getraut, das keinen Fehler verzeiht und Defizite zu kaschieren nicht erlaubt: Johannes Brahms „Vier Lieder für Frauenchor“ sind trotz formidabler Begleitung in den Höhen nicht unkritisch. Prachtvoll hingegen gelingt Franz Schuberts Männerchor-Suite „Gesang der Geister über den Wassern“, übertroffen noch durchs – viel zu selten gespielte – Fauré-Requiem als eindrucksvollem Glanz-, Höhe- und Endpunkt des Abends.
Nächste Aufführungen: 26. 4., 4. 5. und 1. 6. 19.30 Uhr sowie 19. 5., 18 Uhr, Theater am Goetheplatz
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen